Twiehauser Bach, Stemwede, nördl. "Am Staatsforst": Bachverlegung, Optimierung Bachprofil, Sohl- und Uferstrukturen
Kommune:
Wasserverband Große Aue für die Gemeinde Stemwede
Gewässer:
Twiehauser Bach
Maßnahme:
Aufweitung des Gewässerprofils, abschnittsweise Verlegung des Gewässerverlaufs, Aufwertung der Sohl- und Uferstrukturen, Einbau von Totholzstrukturen, Initiierung eigendynamischer Entwicklungsprozesse
Durchführung:
April und Mai 2017
Nachdem wir in 2015 im ersten Bauabschnitt eine ca. 300 m lange Fließstrecke am Twiehauser Bach in Stemwede nördlich der Straße „Am Staatsforst“ naturnah umgestaltet haben, erfolgte in 2017 im weiteren Gewässerverlauf der zweite, ca. 800 m lange Bauabschnitt.
Auch hier wies der Twiehauser Bach einen geradlinigen Verlauf in einem gleichförmigen und tief ausgebauten Profil auf.
Zumindest abschnittsweise waren die Bachsohle und die Uferböschungen mit einer Steinpackung und einem darunter liegenden Geotextil befestigt. Abschnittsweise standen mächtige standortfremde Pappeln und Fichten auf einem entlang der Uferlinie verlaufenden Wall.
Abschnittsweise sorgte ein dicht stehender Erlenaufwuchs in der Uferböschung für eine zusätzliche Festlegung des Gewässerverlaufs, man spricht von Lebendverbau. Eigendynamische Gewässerentwicklungen waren unterbunden, naturnahe Sohl- und Uferstrukturen waren kaum zu finden.
Bei der Planung und Umsetzung des zweiten Bauabschnitts waren alle Beteiligten „mutiger“ als beim ersten Bauabschnitt. Wie im ersten Bauabschnitt sollte der rechtsseitig verlaufende Unterhaltungsweg erhalten bleiben. Alle waren sich einig, dass die Renaturierung des Twiehauser Baches weiter in die linksseitig angrenzende Waldfläche hinein reichen kann und soll.
Nachdem Projektmitarbeiter den dicht stehenden Erlenaufwuchs in der linksseitigen Böschung auf den Stock gesetzt und zu Faschinen und Pflöcken aufgearbeitet hatten …
…und der Landesbetrieb Wald und Holz standortfremde Gehölze aus dem Gewässerumfeld gefällt und abgeräumt hatte, stand Platz für die naturnahe Umgestaltung des Twiehauser Baches zur Verfügung.
Der Twiehauser Bach wurde abschnittsweise deutlich in die linksseitig angrenzende Forstfläche aufgeweitet. Es wurden tiefliegende Uferbereiche modelliert, die je nach Wasserstand trockenfallen oder überströmt werden. Entnommene Materialien wie Wurzelstöcke, Steine und Boden wurden zunächst unsortiert an der gegenüberliegenden Uferseite abgelegt.
Abschnittsweise wurde der Twiehauser Bach in geschwungenem Verlauf in die linksseitig angrenzende Waldfläche verlegt und das alte Bachbett verfüllt.
Für das Roden der teilweise mächtigen Wurzelstöcke und die umfangreichen Bodenarbeiten war zunächst ein großer Bagger in Einsatz.
Die zeit- und arbeitsintensiven Arbeiten „rund herum“ haben Projektmitarbeiter teilweise in Handarbeit, teilweise mit Unterstützung eines kleinen Baggers ausgeführt:
Mit dem bereitgelegten Boden haben Projektmitarbeiter Uferbermen modelliert, die den geradlinigen Gewässerverlauf in Schwung bringen.
Zuvor wurden Fremdmaterialien wie z. B. das zu Tage geförderte Geotextil aussortiert und entsorgt.
Stammstücke und die bereitgelegten Wurzelstöcke wurden als Totholzstruktur und / oder zur Strömungslenkung nahe der Wasserlinie eingebaut.
Zur weiteren Strukturanreicherung und Strömungslenkung wurden Raubäume eingebaut, die in Absprache mit dem Landesbetrieb Wald und Holz im Gewässerumfeld gefällt werden durften.
Die an vielen Stellen in den umgebenden Sandflächen freigelegten Steine und Kiesanteile wurden gezielt auf die Bachsohle aufgebracht.
Daneben wurden Stammstücke und Kronenhölzer in das Gewässerprofil eingebracht. Vor Ort entnommene Wasserpflanzen und Uferstauden wurden initial in den naturnah umgestalteten Gewässerlauf gepflanzt.
Wie die folgenden Bilder zeigen, haben sich schon innerhalb eines kurzen Zeitraums von ca. 4 Monaten vielfältige Sohl- und Uferstrukturen und verschiedene Strömungsbilder ausgebildet.
Alle Beteiligten sind sehr gespannt auf die ersten hohen Wasserabflüsse nach der naturnahen Umgestaltung. Die zu erwartenden Uferabbrüche und Umlagerungen von Sedimenten werden zu einer weiteren Differenzierung der Sohl- und Uferstrukturen führen.
Die regelmäßige Unterhaltung des Gewässerabschnittes wird aufgegeben, der Gewässerabschnitt geht in die bedarfsgerechte Unterhaltung über. Die Entwicklung wird beobachtet und ggf. lenkend eingegriffen.
Innerhalb der durch die Umgestaltung entstandenen kleinen Sekundäraue gibt es den Spielraum, Wasser- und Uferpflanzenbestände stehen zu lassen und damit wichtige natürliche Strukturen wie Totholzansammlungen und Kiesbänke zu schonen. Der Twiehauser Bach kann und soll sich innerhalb der Flächen des Landesbetriebs Wald und Holz naturnah und eigendynamisch entwickeln, d. h. Verlagerungen des Gewässerverlaufs, z. B. verursacht durch Totholzverklausungen, Uferabbrüche und Auflandungen können und sollen künftig zugelassen werden.