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Information

Gewässerentwicklungskonzepte

Maßnahmen zur naturnäheren Entwicklung der Fließgewässer in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke erfolgen auf Grundlage von Gewässerentwicklungskonzepten

Die Fließgewässer in dicht besiedelten und vom Menschen intensiv genutzten Landschaften wurden stark überformt und verändert, so dass es in Mitteleuropa kaum noch natürliche Bäche und Flüsse gibt. Ziel des Gewässerentwicklungs-projektes Weser-Werre-Else ist es, die Fließgewässer in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke - wo immer sich die Möglichkeit ergibt - wieder naturnäher zu gestalten.

Bevor es an die konkrete Arbeit zur naturnahen Entwicklung unserer Fließgewässer geht, sind viele Fragen zu beantworten. Diese Fragen werden in "Gewässerentwicklungskonzepten", die im Auftrag der projektbeteiligten Kommunen und Wasserverbände für einzelne Gewässer bzw. Gewässersysteme aufgestellt werden, beantwortet.

Wie sieht ein natürlicher Bach / ein natürlicher Fluss überhaupt aus?

ImageIm sogenannten "Leitbild" wird beschrieben, wie der konkret betrachtete Bach- oder Flusslauf unter natürlichen Bedingungen aussehen würde. Für die Erarbeitung des Leitbildes geben einzelne Fließgewässer oder Fließgewässerabschnitte, die in der Vergangenheit nur geringfügig verändert wurden, wertvolle Hinweise.

Das Landesumweltamt NRW (1999) gibt hier Hilfestellungen: in den Merkblättern Nr.17 (Leitbilder für kleine bis mittelgroße Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen) werden für das Land NRW anhand der naturräumlichen Gegebenheiten so genannte Fließgewässerlandschaften abgegrenzt.

 
ImageFür jede Fließgewässerlandschaft werden verschiedene Fließgewässertypen benannt und in ihrer natürlichen Ausprägung beschrieben. Diese Beschreibungen bieten eine gute Grundlage für die Formulierung des Leitbildes in jedem Gewässerentwicklungskonzept. Darüber hinaus müssen die Besonderheiten des konkret bearbeiteten Wasserlaufes herausgearbeitet werden.
 

Wie stark weicht der aktuelle Zustand eines Fließgewässers von seiner natürlichen Ausprägung ab?

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Anhand eines standardisierten Verfahrens wird der aktuelle Zustand des betrachteten Fließgewässers und seines Umfeldes einschließlich der bestehenden Nutzungen festgestellt und im Gewässerentwicklungskonzept beschrieben. Im nächsten Schritt wird der aktuelle Zustand des Gewässers mit dem natürlichen Zustand verglichen.

Wie groß ist der Handlungsspielraum, eine naturnähere Entwicklung einzuleiten?

In den seltensten Fällen dürfte sich der natürliche Gewässerzustand wieder herstellen lassen. Trotzdem bietet der im Leitbild beschriebene natürliche Zustand des Fließgewässers eine geeignete Planungsgrundlage für die Erarbeitung von Maßnahmen für seine naturnahe Entwicklung.
Im Gewässerentwicklungskonzept werden unter Berücksichtigung sowohl des Leitbildes als auch der aktuellen und künftigen Nutzungsansprüche an das Gewässer realistische Entwicklungsziele erarbeitet und konkrete Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele vorgeschlagen (vgl. z.B. MUNLV NRW 2003, S. 6f).
Wo die natürlichen Verhältnisse nicht wieder hergestellt werden können, werden naturnahe Bedingungen angestrebt.

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Im Gewässerentwicklungsprojekt Weser-Werre-Else greifen wir die in den Gewässerentwicklungskonzepten formulierten Entwicklungsziele und vorgeschlagenen Maßnahmen auf. Nach Überprüfung auf ihre tatsächliche Umsetzbarkeit erfolgen die Detailplanung der Maßnahmen, ihre Abstimmung mit Flächeneigentümern und Fachbehörden und schließlich die Umsetzung vor Ort.

Wie werden Leitbilder für Fließgewässer aufgestellt?

Dem Ist-Zustand eines Fließgewässers wird also ein Leitbild gegenübergestellt, welches den aus naturschutzfachlicher Sicht optimalen Gewässerzustand beschreibt.

Die naturräumlichen Gegebenheiten unterscheiden sich z.B. hinsichtlich Klima, Höhenlage, Landschaftsrelief, Ausgangsgesteine und Bodentypen. Entsprechend können sich auch die landschaftstypischen Fließgewässer z.B. hinsichtlich ihres Umfeldes, ihrer Laufentwicklung, ihres Gefälles, ihres Sohlsubstrates und ihres Arteninventars ganz erheblich unterscheiden. Um der naturräumlichen Vielfalt Deutschlands gerecht zu werden, werden deshalb entsprechend der naturräumlichen Gegebenheiten verschiedene Gewässerlandschaften beschrieben. Leicht nachvollziehbar ist eine Unterscheidung der Naturräume "Tiefland" und "Mittelgebirge". Innerhalb dieser beiden Grundtypen gibt es weitere feinere Unterscheidungen in den naturräumlichen Gegebenheiten, so dass für ganz Nordrhein-Westfalen 4 Fließgewässerlandschaften des Tieflandes und 6 Fließgewässerlandschaften der Mittelgebirge abgegrenzt werden. Innerhalb dieser 10 Fließgewässerlandschaften werden für NRW 14 Bach-, 7 Fluss- und 2 Stromtypen benannt. Eine Beschreibung der verschiedenen Fließgewässerlandschaften und der 14 Bachtypen erfolgt in den Merkblättern Nr.17: Leitbilder für kleine bis mittelgroße Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen (LANDESUMWELTAMT NORDRHEIN-WESTFALEN, 1999, S.19ff).

Zusätzlich sind bei der Leitbildentwicklung für ein bestimmtes Fließgewässer die Besonderheiten des konkret bearbeiteten Wasserlaufes wie z.B. das Einzugsgebiet, der hydrologische Bachtyp und bestehende irreversible anthropogene Veränderungen des Gewässerökosystems zu berücksichtigen.

Die Beschreibung eines individuellen Leitbildes für das jeweils betrachtete Gewässer soll die Entwicklung und den Erhalt naturraumtypisch ausgeprägter Fließgewässer mit ihrem typischen Tier- und Pflanzenbestand dauerhaft sichern.

Fließgewässerlandschaften und Fließgewässertypen in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke:

Das Projektgebiet, welches die Kreise Minden-Lübbecke und Herford umfasst, wird durch den markanten Höhenzug des Wiehengebirges in die Naturräume "Norddeutsche Tiefebene" und "Weserbergland" gegliedert. So gibt es im Projektgebiet Fließgewässer sowohl des Tieflandes als auch der Mittelgebirge.

Die folgende Tabelle nennt die im Projektgebiet vorzufindenden Fließgewässerlandschaften und Fließgewässertypen, wobei die "Muschelkalkgebiete" und die "Verwitterungsgebiete und Flussterassen des nordrhein-westfälischen Tieflandes" nur sehr kleinräumig vorkommen.

Fließgewässerlandschaft Vorkommende Fließgewässertypen
Lößgebiete des nordrhein-westfälischen Tieflandes  - Löß-Lehm geprägtes Fließgewässer
Sandgebiete des nordrhein-westfälischen Tieflandes - Sandgeprägte Fließgewässer der Sander
   und sandigen Aufschüttungen
- Organisch geprägte Fließgewässer der
   Sander und sandigen Aufschüttungen
Niederungsgebiete des nordrhein-westfälischen Tieflandes - Fließgewässer der Niederungen
Schwach karbonatisches Deckgebirge - Kleiner Talauebach im Deckgebirge
- Großer Talauebach im Deckgebirge
Muschelkalkgebiete   
Verwitterungsgebiete und Flussterassen des nordrhein-westfälischen Tieflandes   

Tab.1: Gewässerlandschaften und Fließgewässertypen im Projektgebiet.

Die räumliche Abgrenzung der Fließgewässerlandschaften und die Verbreitung der Fließgewässertypen kann dem  Fließgewässertypenatlas NRW (LANDESUMWELTAMT NORDRHEIN-WESTFALEN, Merkblätter Nr. 36) entnommen werden.

Literatur:

LANDESUMWELTAMT NORDRHEIN-WESTFALEN, 1999:  Merkblätter Nr.17: Leitbilder für kleine bis mittelgroße Fließgewässer in Nordrhein-Westfalen

LANDESUMWELTAMT NORDRHEIN-WESTFALEN :Merkblätter Nr. 36: Fließgewässertypenatlas NRW

MUNLV NRW, 2003: Wasserwirtschaft Nordrhein-Westfalen, Handbuch zur naturnahen Entwicklung von Fließgewässern, Band I