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Maßnahmen

Rödinghausen

Bursiekbach, OT Westkilver, Westkilverstr.: Bachverlegung in Talmitte, neue Sekundäraue

Kommune:
Kreis Herford im Gemeindegebiet Rödinghausen, Ortsteil Westkilver, östlich der Westkilverstraße

Gewässer:
Bursiekbach, Gewässersystem Kilverbach mit der Gewässerkennzahl (GWK) 46654, Gewässerstationierung 0+150 - 0+400

Art der Maßnahme:
Verlegung des tief im Gelände eingeschnittenen und gestreckten Baches vom linken Talrand in die Talmitte. Zuvor wird eine Sekundäraue mit einer Breite von rund 8 m und einer Tiefe von durchschnittlich 0,50 m hergestellt. In die tiefer liegende Aue wird ein geschwungener Bachlauf ausgekoffert. An zwei kurzen Abschnitten soll der neue Bach den alten (über)queren.

bur westkilverstr 1Bild 1 (Oktober 2012): Blick gegen die Fließrichtung auf den leicht geschwungenen Bach in einer ebenerdig modellierten Aue. Von nun an wird der Bach bereits bei leicht erhöhten Abflüssen die Aue überströmen und es wird zu eigendynamischen Entwicklungen im Naturschutzgebiet kommen.
 
Einleitung:
Der Bursiekbach ist der größte östliche Zulauf vom Kilverbach und liegt auf seinen letzten rund 700 m im Naturschutzgebiet  „Kilverbachtal“. Im Bearbeitungsgebiet fließt der Bach auf einer Länge von etwa 250 m am linken Talrand in gestreckter Form. Die Niederung wird als extensives Grünland bewirtschaftet.  Das deutlich ansteigende Gelände linksseitig vom Gewässer ist bewaldet.
Im Bursiekbach ist eine extreme Tiefenerosion signifikant. Abschnittsweise fließt der Bach rund 2 m unter Geländeniveau und hat zudem ein sehr kompaktes Gewässerprofil ausgebildet. Bei Hochwasserereignissen ufert der Bach nicht mehr aus. Sein Abfluss beschränkt sich ausschließlich auf das Bachbett, so dass die hydraulischen Kräfte den Gewässerquerschnitt weiter vergrößern. Die ökologisch so notwendige Wechselwirkung zwischen Bach und Aue kommt nicht mehr zustande. Die ausbleibenden Überschwemmungen führen in der vormaligen Aue zu einer Verdrängung der ursprünglich an Hochwasserereignissen angepassten und sehr selten gewordenen Lebensgemeinschaften. Neben den ökologischen Negativeffekten führten die schnell talwärts sich bewegenden Hochwasserwellen im Kilverbachsystem bereits zu volkswirtschaftlichen Schäden im Ortsteil Bruchmühlen, der am Unterlauf kurz vor der Einmündung in die Else liegt.

bur westkilverstr 2Bild 2 (März 2012): Blick Bach abwärts auf den tief im Gelände eingeschnittenen Bursiekbach. An der Böschungsoberkante des Baches ist eine schwach ausgebildete Uferrehne sichtbar, wobei das Taltiefst knapp 10 m rechts vom Bach liegt.
 
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:

Hauptziel der wasserbaulichen Maßnahme ist die Wiederherstellung der Wechselwirkung zwischen Bach und Aue. Dynamische Prozesse sollen innerhalb des Naturschutzgebietes wieder ablaufen können. 

Nach dem Herrichten des Baufeldes wurde zunächst eine etwa 8 m breite und 0,50 m tiefe Sekundäraue nördlich des alten Baches ausgekoffert. Der anfallende Boden wurde zu Längsmieten aufgesetzt und zwischengelagert. Dort wo ausreichend Platz war, konnte der Boden bis an den alten Bachlauf platziert werden. In der Sekundäraue wurde anschließend ein leicht geschwungener Bachlauf ausgekoffert. Das neue Bachbett misst dabei eine Breite von rund 1,20 m und eine Tiefe von lediglich 0,10 m.
Nachdem der neue Bachlauf im nördlichen Areal fertig gestellt war, wurde das alte Bachbett von oben nach unten verfüllt. Das hat den Vorteil, dass das Wasser rausgedrückt wird und talwärts abfließt. Zuvor wurden Bachorganismen entnommen und weiter Bach abwärts wieder eingesetzt. Stellenweise anstehendes Geschiebe auf der Bachsohle wurde aus dem alten Bachbett entnommen und sofort in das neue eingebracht.

An zwei Stellen ist geplant, den neuen Bachlauf südlich des alten zu führen. Dabei gibt es insgesamt vier Querungsbereiche zwischen altem und neuem Bachlauf. Hier musste mit größter Sorgfalt gearbeitet werden. Schließlich musste das bestehende Sohlniveau um bis zu 1,40 m angehoben werden. Dazu musste zunächst ein Stichgraben hergestellt werden, der das Bachwasser während der Umgestaltung außen herumführt. Der zwischenzeitlich angesammelte Schlamm im alten Bachbett wurde im Querungsbereich bis auf den anstehenden Untergrund entnommen. Anschließend wurde der Hohlkörper mit mineralischen, erdfeuchten Boden aufgefüllt und ausgiebig verdichtet und modelliert. Erst danach wurde das Bachwasser durch das neue Gewässerbett geleitet und der provisorische Stichgraben wieder bis auf das Geländeniveau der Sekundäraue angefüllt. Stellenweise war der Untergrund derart morastig, dass kein maschineller Einsatz bis zur letzten Erdbewegung möglich war.

Am untersten Ende des renaturierten Bachabschnittes wurde eine rund 12 m lange raue Sohlgleite angelegt, um das hohe Bettniveau zu halten. Ansonsten bestünde die Gefahr einer  rückschreitenden Sohlerosion. Alles in allem wurde der angestrebte Erdmassenausgleich erreicht. Nach Abschluss der umfangreichen Erdarbeiten wurde die Sekundäraue mit einer extensiven Grasmischung eingesät und knapp 80 Gehölze entlang des Baches gepflanzt. Durch die deutliche Anhebung der Bachsohle wird sich der Grundwasserspiegel auf merklich höherem Niveau einstellen. Dennoch fungiert der Bach mit seiner Sekundäraue am linken Talraum als Vorfluter für die angeschnittenen Drainagen in der Niederung. Die Wiesennutzung nördlich des Baches wird weiterhin Bestand haben.

bur westkilverstr karte

Abb. 1: Vereinfachte Draufsicht von der Bachverlegung mit Anlage einer Sekundäraue.

bur westkilverstr 3Bild 3 (Juli 2012): Zunächst wurde eine Sekundäraue ausgekoffert. Das neue Auenniveau liegt nun bis zu 1,50 m über dem alten Sohlniveau vom Bursiekbach!.
 
bur westkilverstr 4Bild 4 (Juli 2012): Hier wird gerade das neue Bachbett mit einer durchschnittlichen Breite von 1,20 m und Tiefe von 0,10 m ausgekoffert. Ein Teil des anfallenden Bodens wird zwischen altem und neuem Bachbett zwischen gelagert.
 
bur westkilverstr 5Bild 5 (August 2012): Im unteren Talraum ist der neue Bachabschnitt bereits hergestellt. Entlang des Baches verbleibt wie hier zu sehen ein Teil des Bodens als Insel zunächst erhalten. Mit diesem Boden wird anschließend das alte Bachbett verfüllt.
 
bur westkilverstr 6Bild 6 (August 2012): An zwei Bachabschnitten soll der neue Bachlauf den alten kreuzen und zukünftig hinter den Uferbäumen fließen. Dabei sind die Übergangsbereiche mit besonderer Sorgsamkeit herzustellen.
 
bur westkilverstr 7Bild 7 (August 2012): Blick gegen die Fließrichtung auf den unteren Bereich der Bachquerung. Im alten Bachbett hat sich mittlerweile reichlich Schlamm abgelagert, der für den geplanten Übergang zwischen altem und neuem Bachbett  gegen rein mineralischen, erdfeuchten Boden ausgetauscht werden muss.
 
bur westkilverstr 8Bild 8 (August 2012): Inzwischen wurde der erste Abschnitt des alten, kompakten Bachbettes verfüllt. Dazu wird die zunächst erhaltene Insel abgetragen und von oben nach unten in den alten Bachlauf eingebaut. Wichtig ist, dass das vorhandene Bachwasser rausgedrückt wird und talwärts abfließt.
 
bur westkilverstr 9Bild 9 (August 2012): Das Bachwasser fließt bereits durch den neuen Bachlauf. In das alte Bachprofil passt reichlich Boden, um das Niveau der Sekundäraue zu erhalten.
 
bur westkilverstr 10Bild 10 (August 2012): Hier wird ein provisorischer Stichgraben ausgekoffert, um den Wasserabfluss um den geplanten Querungsbereich zu führen. Schließlich lässt sich dieser sensible Übergang nur in trockenem Zustand effektiv herstellen.
 
bur westkilverstr 11Bild 11 (August 2012): Um das Bachwasser auf gut verdichteten Boden in den Übergangsbereichen zu führen, musste zunächst der ganze Schlamm aus dem alten Bachbett herausgeholt werde.
 
bur westkilverstr 12Bild 12 (August 2012): Danach wird mineralischer, erdfeuchter Boden im Übergangsbereich eingebaut und ausreichend verdichtet. Anschließend wird ein Bachbett maschinell grob modelliert. Das Bachwasser fließt noch seitlich über einen provisorischen Stichgraben vorbei.
 
bur westkilverstr 13Bild 13 (August 2012): Da der Untergrund die Standsicherheit des Baggers nicht mehr gewährleistet, erfolgte der Durchstich manuell. Das Wasser sucht sich nun seinen Weg durch den neuen Bachlauf und befindet sich zum Zeitpunkt der Bildaufnahme genau an der Stelle, wo der alte Bach überquert wird.
 
bur westkilverstr 14Bild 14 (September 2012): Mangels Platzgründen kann der Bagger abschnittsweise erst jetzt den Boden von links nach rechts umpacken, um das alte Bachbett zu verfüllen.
 
bur westkilverstr 15Bild 15 (September 2012): Blick auf den kurzen Bachabschnitt, der nun links vom alten Bach liegt.
 
bur westkilverstr 16Bild 16 (September 2012): Es sind noch jede Menge Erdbewegungen nötig, um die kleinen Bodenmieten im Gelände einzubauen.
 
bur westkilverstr 17Bild 17 (September 2012): Blick talwärts auf den verlegten Bach, der sich nun auf deutlich höherem Niveau befindet. Auf der linken Bachseite im Gehölzbestand wurden im neuen Bachbett senkrechte Prallhänge für Eisvögel modelliert.
 
bur westkilverstr 18Bild 18 (September 2012): Vor der Verfüllung des alten Baches wurde das vorhandene Geschiebe (Tonmergel) in den neuen Bachlauf eingebracht. Erste Sedimentumlagerungen im Bach und Überschwemmungen in die Aue fanden bereits statt.