Brandbach, NSG Bustedter Wiesen: Bachverlegung, Sohlerhöhung und Uferabflachung
Hiddenhausen
Gewässer:
Brandbach
Art der Maßnahme:
Verlegung des Brandbaches zentraler in das NSG Bustedter Wiesen, Aufhöhung der Sohle und Abflachen der Ufer zur Optimierung der Aue und Wasserwechselzone
Durchführung:
Januar – November 2020
Der Brandbach im NSG Bustedter Wiesen/ HRB-Bustedt ist vor etwa 40 Jahren ausgebaut worden. Ein breites Bachbett, die Ufer mit Wasserbausteinen gesichert, führt das Wasser ab. Kurze Sohlgleiten bauen das Gefälle ab. So sah es noch bis vor kurzem aus, wenn man auf der Holzbrücke im NSG bachauf- oder bachabwärts schaute (Bild 01).
Bild 01: Ansicht unterhalb der Holzbrücke bachabwärts (aus 2018)
Das 6 m breite Bachbett kann auch größere Wassermengen abführen. Aber der Wasserstand des Brandbaches schwankt sehr stark. Im Sommer ist er nur ein sehr kleiner Bach, der in seinem sehr großen Bett fast nicht mehr fließt. Es lagern sich dann Feinsedimente und organische Reste ab, die Sauerstoff verbrauchen. Empfindliche Tierarten haben damit Probleme und verschwinden.
Die Gemeinde Hiddenhausen arbeitet mit dem WWE-Projekt schon einige Jahre an der ökologischen Aufwertung des Brandbachs. Der Bereich zwischen der Holzbrücke bis zur Autobahn ist nun der dritte und letzte Bauabschnitt.
Zur genauen Planung und ökologischen Bewertung wurden 2 Fachbüros hinzugezogen, die folgenden Plan entwarfen.
Um einen breiten Konsens zu erreichen wurden frühzeitig parallel zur Planung alle Beteiligten hinzugezogen. Die guten konstruktiven Abstimmungsgespräche fanden sowohl mit den Fachbehörden und der Forstverwaltung als auch mit dem ehrenamtlichen Naturschutz, Vertretern des Biologiezentrum Gut Bustedt und dem Angelverein Hiddenhausen statt.
Noch während der Planungphase durften wir die zukünftige Trasse freistellen (Bild 02 + 03).
Bild 02: Freistellen des Baufeldes am 24.01.2020
Bild 03: Trasse mit Baumstubben 04.02.2020
Dabei musste das Holz so schnell wie möglich aus dem Gebiet entfernt werden, um nicht von einem Hochwasser vor ein Bauwerk des Werre-Wasserbandes (wir sind ja im Hochwasserrückhaltebecken!) in der Bünder Straße gespült zu werden. Denn dort hätte dies zu großen Problemen führen können. Die Baumstubben wurden erst belassen, um sie später ausbuddeln und an anderer Stelle wieder einbauen zu können.
Nach vielen Gesprächen mit allen Beteiligten und der Zustimmung der Bezirksregierung Detmold, dass es sich um eine Maßnahme handelt, die das WWE-Projekt durchführen darf, ging es im August mit den Bodenarbeiten los.
Dabei gab es einige logistische Probleme, die erstmal beseitigt werden mussten. Eines dieser Probleme war, dass wir ca. 2.000 m³ Boden aus dem Gebiet herausholen und diesen für den Abtransport zwischenlagern mussten. Sowohl der Werre-Wasserverband wie auch die mit dem Abtransport beauftrage Firma zeigten dabei großes Entgegenkommen und Unterstützung. Wir konnten 2 Bodenmieten außerhalb des Maßnahmen-Bereiches anlegen und den Boden dort zwischenlagern (Bild 04 + 05).
Bild 04: Bereich Schäferweg Zwischenlager Boden vor dem Deich des HRB-Bustedt.
Bild 05: Boden Zwischenlager beim befüllen 02.09.2020
Mit 2 – 3 Dumper, die jeweils ca. 2 m³ Boden laden konnten, brachten wir den Aushub zu den Lagern. War das Lager gefüllt, kam die Fachfirma und brachte den Boden weg (Bild 06b).
Bild 06a: Der Maschinen-Fuhrpark
Bild 06b: Die Fachfirma im Einsatz 21.09.2020
Die arbeiten an der neuen Bachtrasse gingen natürlich parallel voran. Der Koordinator gab arbeitstäglich die Höhen des Verlaufes an und die Kollegen setzten diese dann mit Richtscheit und Wasserwage um (Bild 07). Da wir gründlich und genau arbeiteten, funktionierte diese Methode sehr gut.
Bild 07: Vorarbeiter gibt dem Baggerfahrer die Höhe an (03.09.2020)
Da auch das Wetter mitspielte, schafften wir auf diese Art ca. 15 m am Tag. Neben dem unermüdlichen Baggerfahrer waren es 3 weitere Kollegen, die auf den Dumper den Abtransport des Bodens sicherstellten. (Bild 08).
Bild 08: Wie am Fließband läuft der Abtransport des Bodens (21.09.2020)
Vielleicht fragt sich jemand, warum wir die Bodenmassen nicht durch die Fremdfirma direkt aus dem Gebiet haben entfernen lassen? Dafür gab es zwei Gründe. Der erste war, dass es in klimatisch normalen Jahren viel zu nass ist und die großen und schweren Fahrzeuge versunken wären bzw. eine Baustraße gebraucht hätten. Der zweite Grund war die Bodenverdichtung: durch die kleinen Dumper auf Gummiketten haben wir den verbleibenden Boden viel weniger verdichtet und er konnte sich schneller wieder erholen. Allerdings hatten auch wir schon nach einem bisschen Regen große Probleme und mussten einen festgefahrenen Dumper ausgraben. Trotzdem schafften wir es noch rechtzeitig den neuen Verlauf des Brandbachs fertig zu stellen (Bild 09).
Bild 09: Der neue Verlauf des Brandbachs führt schon Wasser (06.11.2020)
Dann mussten die Bodenmieten zurückgebaut werden (Bild 10 +11).
Bild 10: Rückbau Bodenmiete (07.10.2020)
Bild 11: Bereich der Bodenmiete Ende November (27.11.2020)
Parallel dazu kümmerten wir uns um den Bereich zwischen der Holzbrücke und dem Abzweig ins neue Bachbett. Dort mussten zuerst einige Erlen gefällt werden (Bild 12).
Bild 12: Blick Richtung Holzbrücke am 15.10.2020
In diesem Bereich sollte die Breite des Baches von 6 Meter auf ca. 4 Meter verringert und die Bachsohle um ca. 0,5 Meter angehoben werden. Um dieses zu erreichen bauten wir die zuvor gefällten Erlenstämme in die Bachsohle ein und Faschinen sorgten für die nötige Einengung des Baches (Bild 13 + 14a + 14b). Gleichzeitig wurden die Ufer links und rechts abgeflacht und der Aushub ins Bachbett gefüllt.
Bild 13: Erlenstämme in der Sohle zur Aufhöhung (19.10.2020)
Bild 14a: Einlaufbereich ins neue Bachbett
Bild 14b: Faschinen sorgten für die Einengung und Strömungslenkung des Baches
Bild 15 zeigt einen frisch eingebauten Erlenstamm (Bild 15).
Bild 15: Erlenstamm zur Erhöhung der Sohle (06.11.2020)
Nachfolgend 4 Bilder von einer Befliegung mit einer Drohne vom 26.10.2020.
Bild 16: Von der Holzbrücke bachabwärts mit den schönen flachen Ufern links und rechts des Baches.
Bild 17: Der neue Verlauf des Brandbachs
Bild 18: Unterer Bereich des neuen Verlaufes
Bild 19: Der neue Bachverlauf aus der Vogelperspektive
Mitte November haben wir uns entschlossen mit den Restarbeiten etwas zu warten, damit sich der Boden Vorort erholen kann und die Beeinträchtigungen durch unsere Arbeiten im Naturschutzgebiet so gering wie möglich bleiben.
Was muss in Zukunft noch getan werden?
Bei der Betrachtung von Bild 17 bis 19 fällt der relativ strukturarme Bachverlauf mit gleichmäßiger Strömung auf. Dieses konnten wir beim Baggern nicht anders hinbekommen. Deshalb werden wir im nächsten Jahr, so wie es auch geplant war, die Erlenstubben der anfangs gefällten Bäume gezielt einbauen, um weitere Strukturen zu schaffen. Zusammen mit zusätzlichem Totholz werden wir so ein möglichst vielfältiges Strömungsmosaik vorgeben, welches der Bach dann selber weiter gestalten soll. Weiter sollen noch Anpflanzungen zum Schutz der sensiblen Bereiche erfolgen.
Auch in den Folgejahren kann es nötig werden, dass wir in diesem Gewässerbereich nochmals eingreifen müssen. Und zwar immer dann, wenn es Entwicklungen gibt, die nicht gewollt sind. Eine dieser Entwicklungen könnte z.B. sein, dass ständig Personen die Wege verlassen und in das Gebiet vordringen. Die empfindlichen Lebensgemeinschaften des Bachs und der angrenzenden feuchten Wälder und Wiesen vertragen das ständige Betreten jedoch nicht. Deshalb bleiben Sie bitte auf den Wegen!
Dieses Projekt wäre nie umgesetzt worden (Lage im Naturschutzgebiet und im Hochwasserrückhaltebecken, mangelnde Zuwegung etc.), wenn nicht alle Beteiligten konstruktiv und kooperativ mitgearbeitet hätten. Der besondere Dank gilt dabei der Bezirksregierung Detmold und dem Land NRW, welche die Förderung über das WWE-Projekt ermöglichten.