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Maßnahmen

Herford

Werre, Fußgängerbrücke Augustastraße: Entfernung Ufersicherung

Kommune:
Hansestadt Herford, Fußgängerbrücke Augustastraße / Rischmüllerufer

Gewässer:
Werre Gewässerkennzahl (GWK 46) Gewässerstationierung 22,900 – 23,200

Art der Maßnahme:
Entfernung der Ufersicherung und Förderung der eigendynamischen Entwicklung der Werre in der Innenstadt von Herford.

Umsetzung:
14.04.2021 – 14.07.2021

kilverbach westl westkilverstr muehlenfeldstr bachverlegung in die niederung mit treckerfurt und sohlgleite 01Bild 01 Ansicht im Dezember 2021

Einleitung:
Viele Städte sind an Flüssen entstanden, da damit zentrale Probleme gelöst werden konnten. So war die Versorgung mit Wasser für private und gewerbliche Zwecke gewährleistet, aber auch die Entsorgung von Reststoffen wurde erledigt. Als erstes wurden die leicht erhöhten Lagen besiedelt. Aber mit steigender Bevölkerungszahl drang die Bebauung auch in die Auen vor. Gleichzeitig wurde versucht die Gewässer zu zähmen und in „geordnete“ Bahnen zu Lenken. Dieses Bestreben ging bis in unsere Zeit.

Diese typische Entwicklung von Städten an Gewässern ist auch in Herford zu sehen. Allerdings wird die Stadt nicht nur von der Werre durchquert, sondern hier mündet auch die Aa (aus Richtung Bielefeld kommend). Historisch gab es noch weitere Arme der Werre und der Aa in Herford, von denen heute nur noch der Stadtgraben erhalten ist.

Aufgrund seiner Lage besteht in Herford deshalb schon immer die Gefahr, dass es bei Hochwasser zu Überflutungen der besiedelten Flächen kommt. Das letzte katastrophale Hochwasser in der Region ereignete sich im Februar 1946. Dieses „Jahrhunderthochwasser“ wurde durch Starkregen (130 l in 24 h) zusammen mit der Schneeschmelze verursacht. Durch Kriegsschäden an den Brückenbauwerken in Herford, die Teilweise die Werre blockierten, wurde es noch weiter verstärkt (Wikipedia).

In den Folgejahren wurden Werre und Aa weiter Eingedeicht und die Ufer mit Wasserbausteinen und teilweise mit Beton gesichert. Mit der Gründung des Werre-Wasserverbandes (1972) durch die an Werre und Aa liegenden Kreise Herford, Lippe und Minden-Lübbecke sowie der kreisfreien Stadt Bielefeld wurde ein Organ für den Hochwasserschutz initiiert. Seitdem plant, errichtet, betreibt und unterhält der Werre-Wasserverband Hochwasserrückhaltebecken für sein Zuständigkeitsgebiet (weitere Infos unter www.wwv.nrw).

Im Stadtgebiet Herford ist die Stadt selber für die „Unterhaltung“ der Böschungen, Ufer und Deiche zuständig. So ist auch hier am Rischmüllerufer regelmäßig „Unterhalten“ worden, damit die bestehende Ufersicherung intakt bleibt. Jetzt hat sich die Stadt gefragt, ob dies überhaupt nötig ist. Zusammen mit der Bezirksregierung und der unteren Wasserbehörde wurde beschlossen, in diesem Bereich neue Wege zu gehen.

Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Hauptziel der Maßnahme ist die Reaktivierung eigendynamischer Prozesse im Uferbereich und in der Sohle. Dafür ist die Arbeit durch das WWE-Projekt sehr gering. Denn im Gegensatz zu vielen Fließgewässer der Region, hat die Werre die Kraft sich deutlich eigendynamisch zu entwickeln.

Bei Baubeginn war die direkte Uferlinie mit Wasserbausteinen in Beton befestigt (Bild 02).
In einem ersten Schritt kamen die Kollegen mit einem 6,5 t Bagger und prüften die Festigkeit der Ufersichersicherung. Erfreulicherweise war diese schon so brüchig und oberflächlich, dass wir sie ganz einfach rausbrechen konnten (Bild 03, 04 und 05).

werre fußgängerbrücke ufersicherung 02Bild 02: Rischüllerufer der Werre - Blick von der Fußgängerbrücke flussaufwärts

werre fußgängerbrücke ufersicherung 03Bild 03: Bagger beim Entfernen der Ufersicherung

werre fußgängerbrücke ufersicherung 04Bild 04: Entnommene Ufersicherung

Mit Hilfe eines Radladers wurde dann das Material weggefahren und entsorgt (Beton, Bauschutt) oder zur Wiederverwertung (Wasserbausteine) weggefahren (Bild 04).

werre fußgängerbrücke ufersicherung 05Bild 05: Entnommen Ufersicherung zur Entsorgung bzw. Trennung

Anschließend stellten die Kollegen das entsteinte Ufer wieder her (Bild 06). Dabei musste die Bauleitung einsehen, dass die Kollegen „unordentlich“ nicht können.

werre fußgängerbrücke ufersicherung 06Bild 06: Neue „ordentliche“ Böschung am Rischmüllerufer

Der Bereich vor der Fußgängerbrücke wurde nicht bearbeitet um das Bauwerk nicht zu tangieren. Auch ein Einlauf in der Mitte der Strecke ist noch nicht bearbeitet.

Und was soll jetzt weiter passieren? Die Hoffnung der Beteiligten ist, dass jetzt die Werre von alleine weitermacht! Der Bereich ist ein so genanntes Prallufer - das heißt, die Werre trägt dort Material selber ab. Wir hoffen, dass der 10 – 15 m breite Streifen bis zum Weg in den nächsten Jahren von der Werre erobert wird. Aus dem abgetragenen Material werden sich flussabwärts Bänke im Fluss bilden, wie sie zum Beispiel unterhalb der Hansastraße schon zu sehen sind.

Wir werden den Bereich weiter beobachten und ggf. nacharbeiten müssen, damit die Entwicklung in die gewünschte Richtung läuft. Im nächsten Jahr wird dann die Ufersicherung an dem gegenüber liegenden Ufer ebenfalls entfernt und der Werre ebenfalls ca. 1,5 m mehr Platz gegeben. Das ist nur möglich, weil der Grundstückseigentümer die Stadt Herford großzügig unterstützt.

Obwohl hier zukünftig einige hundert m³ Wasser Platz finden könnten, ist das nicht der Hauptgrund für die Maßnahme (darum kümmert sich der Werre-Wasserverband), es sind vielmehr die kleinen Veränderungen im Ufer und in der Sohle, die sehr schnell dazu führen werden, dass mehr Tierarten hier wieder Platz finden. So sind direkt nach der Maßnahme schon kleine Bereich zu erkennen, in denen sich etwas verändert hat (Bild 07).

werre fußgängerbrücke ufersicherung 07Bild 07: Kleinräumige Veränderungen an dem Ufer

Wenn Sie dort vorbei gehen, schauen Sie doch auch mal ins Wasser. Vielleicht sehen Sie kleine Fische oder eine Prachtlibelle vorbeifliegen. Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt, wie sich hier die Werre weiterentwickelt.