Gewinghauser Bach, Dünne, Am Goldsiek: Bachverlegung, Furten, Flutrinne, Sohlgleite
Stadt Bünde, OT Dünne im Bereich der Straße bzw. des Wirtschaftsweges „Am Goldsiek“
Gewässer:
Gewinghauser Bach Gewässerkennzahl (GWK) 46676 und Gewässerstationierung 4+875 – 5+060
Art der Maßnahme:
Verlegung des gestreckt verlaufenden Baches weg vom rechten Talrand in einen etwa 20 m breiten Gewässerkorridor nach Osten. Herstellung eines leicht geschwungenen Bachlaufes mit Modellierung eines flachen und breiten Gewässerbettes auf deutlich höherem Sohlniveau. In Analogie dazu erfolgte die Verlegung der beiden östlichen Zuläufe weg vom Weg in die Niederung. Bau von insgesamt drei Furten im neuen Gewässernetz sowie einer Flutrinne und rauen Sohlgleite am Hauptlauf.
Durchführung:
03.07 – 30.08.2018
Bild 1 (Oktober 2018): Blick gegen die Fließrichtung auf die durchströmte Furt entlang des Wirtschaftsweges „Am Goldsiek“. Zuvor verlief der Bach in gestreckter Form am linken Talrand und die Überfahrt war im Querungsbereich verrohrt (linke Seite).
Einleitung:
Das Plangebiet liegt inmitten eines langen Siekabschnittes, wo der Gewinghauser Bach geradlinig am Talrand verläuft. Die offene Niederung wird fast ausschließlich als Grünland bewirtschaftet. Dagegen sind die Talflanken vorwiegend Wald bestanden. Es dominiert die Rotbuche in der Baumschicht.
Der Gewinghauser Bach verläuft talaufwärts am linken Talrand und wechselt am nördlichen Ende des Plangebietes an die rechte Seite. Durch zwei 90° Fließbögen haben sich zwei ökologisch wertvolle Prallhänge am Fuße der bewaldeten Talböschung ausgebildet. Weiter talwärts strömt der Mittelgebirgsbach in gestreckter Form am rechten Talrand. Dabei hat sich ein recht kompaktes Gewässerprofil ausgebildet, das auch bei erhöhten Abflüssen zu einem bordvollen Abfluss führt. Eigendynamische Entwicklungen zwischen Bach und Aue finden nahezu nicht mehr statt. Im Querungsbereich eines Wirtschaftsweges strömt das Bachwasser unterirdisch durch eine kurze Betonverrohrung (DN 1.000). Darüber hinaus hat sich im Unterwasser der Überfahrt ein kleiner Sohlabsturz eingestellt. Folglich ist die Längsdurchgängigkeit für Bachorganismen nicht gegeben. Weiter östlich verlaufen zwei Nebengewässer vom Gewinghauser Bach, die unmittelbar parallel des Weges liegen. Der nordöstliche Zulauf unterquert kurz vor der Einmündung in den Hauptlauf ebenfalls die Wasser gebundene Wegedecke „Am Goldsiek“ (DN 500).
Abb. 1: Ausschnitt aus der Genehmigungsplanung.
Bild 2 (März 2018): Blick auf die verrohrte Überfahrt (DN 1.000) beim Gewinghauser Bach, durch die das Bachwasser förmlich schießt. Die ökologisch sehr wichtige Durchwanderbarkeit für Bachorganismen ist an dieser Stelle nicht vorhanden.
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Hintergrund der wasserbaulichen Maßnahme ist die Reaktivierung eigendynamischer Prozesse in der Bachaue. Darüber hinaus soll die ökologische Längsdurchgängigkeit wieder hergestellt werden.
Nach erfolgtem Herrichten des Baufeldes wurde zunächst eine leicht geschwungene Hochflutrinne im nördlichen Plangebiet modelliert. Für die Querung des Trockengerinnes entstand eine Furt, damit der Bachanlieger weiterhin das nordwestliche Waldareal bewirtschaften kann. Im Anschluss daran konnte der nordöstliche Zulauf weg vom Wirtschaftsweg in die Niederung verlegt werden. Dabei entstand ein leicht geschwungener Bachlauf mit recht breitem und insbesondere flachem Gewässerprofil. Zur Querung des kleinen Bachlaufes musste eine Furt hergestellt werden. Der anfallende Bodenaushub wurde größtenteils zu einer Längsmiete entlang des Hauptlaufes aufgesetzt. Der kleinere Teil diente zur Verfüllung des alten Gewässerlaufes.
Östlich vom Gewinghauser Bach wurde ein neues Gewässerbett in einem leicht geschwungenen Verlauf modelliert. Das Naturprofil misst eine durchschnittliche Breite von etwa 3,50 m und eine Tiefe von rund 0,35 m. Im Querungsbereich des Wirtschaftsweges musste eine Furt hergestellt werden. Durch das von Westen aus stark abschüssige Gelände lag der neue Standort mitten in der Niederung bzw. ca. 15 m östlich der verrohrten Überfahrt. Es musste reichlich Stein- und Schottermaterial für die letztendlich knapp 30 m lange Furt eingebaut werden. Sowohl im Ober- als auch Unterwasser konnte der renaturierte Bachabschnitt in einem hydraulisch wertvollen spitzen Winkel angeschlossen werden. Danach erfolgte die Verlegung des südöstlichen Nebengerinnes weg vom Wirtschafsweg in die Niederung. Auch hier konnte ein leicht geschwungener Verlauf modelliert werden, der in einem spitzen Winkel in den Hauptlauf mündet. Zum Abschluss musste noch eine raue Sohlgleite im Unterwasser hergestellt werden. Neben der Kompensierung des sich nunmehr ergebenden Gefällesprunges von immerhin 60 cm, unterbindet das Gleitendeckwerk eine mögliche rückschreitende Sohlerosion bis hoch in die renaturierten Gewässerabschnitte.
Bild 3 (Juli 2018): Blick in Richtung Norden auf die leicht geschwungene Hochflutrinne und die zzt. im Bau befindliche Furt.
Bild 4 (Juli 2018): Der nordöstliche Seitenarm erhält ein neues Naturprofil in einem leicht geschwungenen Verlauf mitten durch die Niederung.
Bild 5 (Juli 2018): Blick in Richtung Südwesten auf die laufenden Arbeit zum Bau einer Furt am nordöstlichen Seitenarm.
Bild 6 (Juli 2018): Blick talwärts auf die Modellierung des neuen Bachbettes vom Hauptlauf. Vorne links im Bild ist die Einmündung der Hochflutrinne zu erkennen.
Bild 7 (Juli 2018): Blick in Richtung Westen entlang des abschüssigen Wirtschaftsweges. Die Betonrohre vom Seitenarm sind bereits aus dem Untergrund beseitigt.
Bild 8 (Juli 2018): Mittlerweile sind die Arbeiten zur Bauausführung der Furt in vollem Gange. Die Furt vom nordöstlichen Seitenarm ist bereits abgeschlossen (im Bild links oben).
Bild 9 (August 2018): Unterhalb der Furt wird ein neuer Gewässerabschnitt vom Gewinghauser Bach mit flachem und breitem Profil modelliert.
Bild 10 (August 2018): Bei der Furt wird die zweite Lage von Wasserbausteinen eingebaut. Dazu mussten z.T. große Bruchsteine bewegt werden.
Bild 11 (August 2018): An dieser Stelle ist der Übergang vom alten in den neuen Gewässerabschnitt. Die neue Bachsohle liegt mit etwa 0,35 m unter Geländeniveau um durchschnittlich 0,80 m höher als die alte.
Bild 12 (August 2018): Nachdem das Bachwasser erfolgreich in die renaturierte Strecke umgeleitet war, fand die Verfüllung vom alten Gewässerbett statt. Dazu konnten die zwischenzeitlich aufgesetzten Bodenmieten wieder bis auf Geländeniveau abgetragen werden.
Bild 13 (August 2018): Die Furt wird von Norden nach Süden durchströmt. Mittlerweile konnten auch die Betonrohre aus dem Untergrund entnommen und anschließend fachgerecht entsorgt werden.
Bild 14 (August 2018): Im Unterwasser bzw. Anschluss an den bestehenden Bachabschnitt musste angesichts des nun entstandenen Gefällesprungs eine raue Sohlgleite hergestellt werden.
Bild 15 (August 2018): Blick talwärts auf den leicht geschwungenen Bachlauf und auf die inzwischen wieder bis auf Geländeniveau eingeebnete Niederung.
Bild 16 Oktober 2018): Blick Bach aufwärts auf den Übergangsbereich von Bachlauf neu zu alt.