Gewinghauser Bach, OT Ennigloh, Bereich NSG: Bachgabelung
Kommune:
Stadt Bünde, Ortsteil Ennigloh, westlich der Gewinghauser Straße
Gewässer:
Gewinghauser Bach, Gewässerstationierung 0 +710 - 0+900
Art der Maßnahme:
Herstellung einer Bifurkation (Fluss-/ Bachgabelung) innerhalb des Naturschutzgebietes zur Wiedervernässung und Förderung der eigendynamischen Entwicklung in der Bachaue. Teilverfüllung des alten Gewässerverlaufes und Bau eines flach ausgeformten Bachbettes mit gewundenem Verlauf mitten durch den Feuchtwald.
Januar 2007:
Blick Bach abwärts auf den neu hergestellten, mäandrierenden Verlauf mitten durch den Feuchtwald.
Innerhalb des Naturschutzgebietes "Gewinghauser Bachniederung" weist der Mittelgebirgsbach einen geradlinigen Verlauf auf. Anstelle einer wünschenswerten Seitenerosion hin zu einer Laufverlagerung ist eine Tiefenerosion signifikant. Das Kastenprofil ist mittlerweile sehr kompakt, so dass es erst bei einem etwa 5-jährigen Hochwasserabfluss zu Überschwemmungen in der Aue kommt. Hochwässer mit niedriger Jährlichkeit werden bordvoll abgeführt. Durch die einsetzende Tiefenerosion wird der angrenzende Feuchtwald zusehend entwässert. Unter den derzeitigen Bedingungen ist eine natürliche Entwicklung nicht möglich, da parallel zum Bach ein landwirtschaftlich genutzter Weg unmittelbar am Wasserverlauf grenzt. Zudem erstreckt sich eine Abwasserleitung unter dem Weg.
Juni 2006: Innerhalb des Naturschutzgebietes verläuft der geradlinig geführte Bach direkt neben dem Weg (rechts).
Ziel der wasserbaulichen Maßnahme ist es, den Bach weg vom Weg in den angrenzenden Laubmischwald zu verlegen. Hierzu wird ein flach ausgeformtes, breites Bachprofil ausgehoben. Der zukünftige Verlauf ist geschwungen bis gewunden und orientiert sich im wesentlichen am vorhandenen Baumbestand. Angesichts der abschnittsweisen morastigen bis anmoorigen Standortverhältnisse müssen die umfangreichen Erdarbeiten überwiegend in Handarbeit ausgeführt werden. Im neuen Parallelgerinne ist lediglich ein geringes Längsgefälle geplant. Zum einen soll der Grundwasserspiegel ansteigen und andererseits die Überflutungen an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Insofern wird beim Zusammenfluss beider Abschnitte eine raue Sohlgleite im neuen Bachbett platziert.
Der anfallende Boden wird zunächst als Längsmiete neben dem alten Bachbett aufgeschüttet und dient hinterher zur Teilverfüllung. Das alte Bachprofil soll durch den Bodeneinbau zu einem Trapezprofil modelliert und die Bachsohle um ca. 50 cm angehoben werden. Alles in allem soll der Abflussquerschnitt um etwa 50 % verringert werden. Der Einlaufbereich vom alten in das neue Bachbett wird so gestaltet, das die Wassermenge für beide Gerinne annähernd halbiert wird. Damit der angedeckte Boden im alten Bachbett nicht sofort beim nächsten Hochwasser abgeschwemmt wird, erfolgt eine Ansaat des Rohbodens. Parallel dazu wird der Wasserabfluss für ca. drei Monate bis zur Keimung des Grases komplett über das neue Gerinne geregelt.
Juni 2006:
Blick Bach aufwärts auf den gestreckt verlaufenden Gewinghauser Bach und die ersten Bodenbewegungen im NSG.
Angesichts der extremen Standortbedingungen war im untersten Abschnitt kein Maschineneinsatz möglich.
Lediglich im obersten Abschnitt konnte ein Minibagger auf einer Strecke von ca. 50 m eingesetzt werden.
Die alte Brücke über den Gewinghauser Bach wurde komplett zurückgebaut.
Das bestehende Bachbett wurde mit dem anfallenden Boden teilverfüllt. Die neue Bachsohle liegt nun etwa 50 cm über der früheren und die Ufer besitzen eine Neigung von ca. 1 : 1. Auf der linken Seite liegt der landwirtschaftlich genutzte Weg.
Blick Bach aufwärts. Kurz nach dem Durchstich strömt Wasser in das deutlich verkleinerte, alte Bachbett. Rechts fließt etwa die Hälfte des Wassers in den neuen, mäandrierenden Verlauf.
Blick Bach abwärts auf die neue Bifurkation des Gewinghauser Baches. Auf der linken Seite ist der Abzweig, der mitten durch den Feuchtwald führt.
Hier vereinen sich der alte und neue Abschnitt wieder. Auf der rechten Seite ist die raue Sohlgleite zu erkennen, die den Sohlunterschied von ca. 20 cm kompensiert.
Durch das flach ausgeformte Bachbett wird es zu einer Zunahme von Überschwemmungen und somit zu eigendynamischen Entwicklungen im NSG kommen.