Volmerdingser Bach, westl. „Klein Vlotho“: Rückbau von Teichanlagen, Bachverlegung und Furt statt Verrohrung
Stadt Bad Oeynhausen, OT Volmerdingsen westlich der Straße „Klein Vlotho“
Gewässer:
Volmerdingser Bach, Gewässersystem Kaarbach, Gewässerkennzahl (GWK) vom nordöstlichen Seitenarm 469.92424 mit der Gewässerstationierung 1+855 – 1+860 und 0+040 – 0+130
Art der Maßnahme:
Remodellierung eines Muldenkerbtales durch Rückbau von zwei ehemaligen Teichanlagen. Darüber hinaus erhält der zuvor im Hauptschluss liegende und abschnittsweise verrohrte Bach eine neue Linienführung. Herstellung eines leicht geschwungenen Bachlaufes mit breitem und flachem Gewässerprofil durch den neuen Talraum. Weiter Bach abwärts erfolgt der Rückbau einer verrohrten Überfahrt und stattdessen der Bau einer Furt.
Durch die wasserbauliche Maßnahme ist die Längsdurchgängigkeit des Mittelgebirgsbaches wieder gegeben und das Kontinuum „Bach“ hergestellt. Zudem führt das Zulassen der Hydrodynamik zu neuen Gewässerstrukturen, die wiederrum Refugien für entsprechend selten gewordenen Lebensgemeinschaften von Gewässerauen bieten.
Umsetzung:
03.05.2019 – 10.09.2019
Bild 1 (Februar 2020): Blick talwärts auf das remodellierte Muldenkerbtal und den geschwungenen Bachlauf.
Einleitung:
Das Bearbeitungsgebiet liegt an den südlichen Ausläufern des Wiehengebirges innerhalb eines Muldenkerbtales. Eingerahmt wird das Areal von kleinen Waldbeständen und einem abschnittsweise bachbegleitenden Erlenmischwald. Die Tallagen sind zumeist als extensives Grünland genutzt oder je nach Feuchtegrad bereits brachgefallen. Dagegen unterliegen die Anhöhen zumeist einer intensiven ackerbaulichen Bewirtschaftung.
Im Plangebiet gibt es einen seit vielen Jahren aus der Nutzung genommenen Fischteich. Der Teichkörper ist mittlerweile stark verschlammt, so dass die Wassersäule mittlerweile nur noch 20 cm beträgt. Das Auslaufbauwerk ragt aus dem Teichumfeld deutlich hervor, wobei das Wasser rund 2,50 m in die Tiefe fällt, ehe es im weiteren Verlauf unterirdisch abgeführt wird. Südlich vom Stillgewässer steigt das Gelände entgegen des natürlichen Talgefälles auf einer Höhe von mehr als 1 m an. Diese Anhöhe stammt mit großer Wahrscheinlichkeit vom Bodenaushub für die seinerzeit erfolgte Gestaltung des Teiches.
Nach Unterquerung der asphaltierten Straße „Klein Vlotho“ existiert ein Sohlabsturz mit einer Fallhöhe von etwa 0,40 m. Im Teichareal entwickeln sich temporär kleine Abflussrinnen, die das Bachwasser über einen Schlammfächer talwärts bis zum Mönch führen. Von Osten aus mündet ein Seitenarm des Volmerdingser Baches ein, wobei die Fließachse vom zu überplanenden Bachlauf fortbesteht. Ab dem Zusammenfluss strömen beide Seitenarme oberirdisch talwärts. Nach knapp 80 m Fließmetern quert ein Wirtschaftsweg den kleinen Wasserlauf, wobei das Bachwasser durch ein zu klein dimensioniertes Betonrohr (DN 500) strömt.
Abb. 1: Ausschnitt aus der Genehmigungsplanung.
Bild 2 (Januar 2018): Blick auf den stark verlandeten Teich mitten im Talraum. In der Bildmitte ist der Mönch zu sehen.
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Hauptziele der wasserbaulichen Maßnahme sind die Wiederherstellung der ökologischen Längsdurchgängigkeit und die Reaktivierung eigendynamischer Prozesse in der Gewässeraue. Dazu ist der Rückbau des Teiches durch Einbau von mineralischem Aushubboden geplant. Nachdem der Talraum zu einem typischen Muldenkerbtal modelliert ist, beginnt die Neutrassierung eines leicht geschwungenen Bachlaufes. Zudem wird im Querungsbereich der Straße „Klein Vlotho“ eine raue Sohlgleite gebaut. Weiter Bach abwärts sind der Rückbau der verrohrten Überfahrt und stattdessen der Bau einer Furt beabsichtigt.
Nach erfolgtem Herrichten des Baufeldes erfolgte der Rückbau vom massiven Mönchbauwerk. Im Anschluss daran beginnt der Aushub von Teichschlamm, der am linken Talrand zum „Ausbluten“ zwischengelagert wurde. Für eine erforderliche Wasserhaltung wurde am rechten Talrand ein kleines Gerinne manuell modelliert. Der Bagger hatte lediglich einen Ausleger d.h. eine Reichweite von etwa 6 m Länge. Das schlammige Material rutschte kontinuierlich nach, so dass nach wenigen Tagen eine weitere Partie nachrutschte und aus dem Teichkörper entnommen werden konnte. Nachdem dieser am linken Talrand zwischengelagert, abgetrocknet und stichfest war, konnte das Material an den Talrändern dünn einplaniert werden. Die organische Substanz wird sich im Laufe der Zeit weiter zersetzen, so dass die ohnehin dünne Auflage weiter abnimmt.
Parallel zu dem Schlammaushub erfolgten weiter talwärts die Arbeiten am Wirtschaftsweg, wo zunächst der verrohrte Durchlass (DN 500) entfernt wurde. Es folgte die Herstellung eines Planums für die geplante Furt. Der Aushubboden konnte weiter westlich an einer Anhöhe auf einer Ackerbrache einplaniert werden. Für den Bau der Furt musste die Wasserhaltung je nach Baufortschritt wechseln, da das neue Bachsohlniveau um etwa 40 cm höher lag.
Für die Herstellung einer Treckerfurt musste zunächst ein entsprechendes Planum angelegt werden. Als seitliche Widerlager erfolgte das Einrammen von insgesamt drei eng gesetzten Pflockreihen in den Untergrund. Der Querungsbereich der Baches wird mit einer doppellagigen Schicht aus Wasserbausteinen im Wechsel mit Schotter ausgeführt. Schließlich muss die von nun an stets wassergesättigte Schicht im dann mit Bachwasser durchströmten Bereich den aufkommenden physikalischen Kräften beim Befahren mit etwaigen Maschinen standhalten. Die Gesamtlänge der Furt belief sich auf etwa 24 m, wobei die Bachsohle bzw. der tiefste Punkt der Furt nur etwa 40 cm unter dem umliegenden Geländeniveau lag. So war es möglich, ein Wegelängsgefälle für durchfahrende Maschinen von bis zu 8 % insbesondere entlang der westlichen Talböschung einzuhalten. Letztendlich galt es beim Durchfahren mit entsprechenden Fahrzeugen aus der Land- und Fortwirtschaft ein Aufsetzen mit Anbauten o.ä. gänzlich zu unterbinden.
Mittlerweile stellte sich ein etwa 6 m breiter Graben zwischen südöstlicher Teichböschung und Schlammkörper ein. Es folgte der Abtrag der sich südlich vom Stillgewässer anschließenden unnatürlichen Anhöhen. Der anfallende mineralische Boden konnte unmittelbar im temporären Grabenprofil ab der südöstlichen Teichböschung eingebaut und ausreichend verdichtet werden. Danach hatte der Bagger eine ausreichende Standsicherheit, so dass die Reichweite zur weiteren Schlammentnahme wieder ausreichte ehe im Wechsel weiterer Aushubboden eingebaut wurde. Zwischenzeitig musste Hangdruckwasser über Drainagen in eine auf dem ehemaligen Talgrund fixierte KG-Rohrleitung abgeleitet werden. Nach Abschluss der umfangreichen Erdarbeiten wurde der Auslauf mit einem Stopfen geschlossen, so dass das Wasser förmlich zurückdrückte und den aufgefüllten Bodenköper stärker durchfeuchtete.
Nachdem die anvisierte Zielhöhe vom neuen Talraum erreicht wurde begann die Modellierung eines geschwungenen Baches mitten durch den neuen Talraum. Dazu wurde ein durchschnittlich 1,40 m breites und etwa 0,20 m tiefes Gewässerprofil modelliert. In der Zwischenzeit fand die Herstellung einer rauen Sohlgleite im Unterwasser vom Straßendurchlass „Klein Vlotho“ statt. Um die sich ergebende Sohldifferenz zwischen Bachbett neu und von Osten aus einmündendem Seitenarm zu kompensieren, musste eine raue Sohlgleite hergestellt werden. Neben der Optimierung der Längsdurchgängigkeit wird eine mögliche rückschreitende Sohlerosion im renaturierten Bachlauf unterbunden. Zur Erhöhung der Strukturvielfalt erfolgte noch der Einbau von Totholz an hydraulisch besonders geeigneten Stellen.
Bild 3 (Mai 2019): Mittlerweile wurde das Mönchbauwerk entnommen und das Abbruchmaterial zertrümmert.
Bild 4 (Mai 2019): Teichschlamm konnte mit dem Bagger bereits entnommen und seitlich zum „Ausbluten“ abgelagert werden.
Bild 5 (Juni 2019): Parallel zu der Schlammentnahme erfolgte der Rückbau der verrohrten Überfahrt. Auch das Planum für die Furt nahm langsam Formen an.
Bild 6 (Juni 2019): Wasserbausteine wurden im zukünftigen Bachbett hochkant und eng gesetzt.
Bild 7 (Juli 2019): Inzwischen strömt das Bachwasser durch ein neues Gerinne weiter westlich (links) und etwa 0,40 m höher als die vorherige Betonrohrleitung (weiter rechts, tiefste Stelle). Entsprechend musste stets eine geeignete Wasserhaltung per KG-Rohr, Wasserschlauch oder Saugpumpe eingesetzt werden.
Bild 8 (Juli 2019): Blick in Richtung Westen auf die Furt. Die Restarbeiten laufen im östlichen Areal.
Bild 9 (August 2019): Blick auf den Baufortschritt der Furt. Nachdem die zuvor tiefste Stelle (rechts) fertig gestellt war, wurde die westliche Rampe hergestellt. Das Bachwasser strömt weiterhin über das neue und höher liegende Gerinneniveau.
Bild 10 (August 2019): Die Furt mit oberirdisch strömenden Bachlauf ist fertig gestellt.
Bild 11 (Juli 2019): Nachdem sich ein etwa 6 m breiter Graben zwischen Schlammkörper und Teichböschung einstellte, konnte mineralischer Aushubboden von den Seiten her eingebaut werden.
Bild 12 (August 2019): Es folgten im Wechsel der Einbau von Boden und die Entnahme von Schlamm, so dass die Teichfläche weiter schrumpfte.
Bild 13 (August 2019): Der Höhenunterschied zwischen ehemaligem Teichgrund und neuem Talniveau beläuft sich auf etwa 1,60 m.
Bild 14 (August 2019): Blick auf das größer werdende Muldenkerbtal. Die Wasserhaltung erfolgte weiterhin am rechten Talrand.
Bild 15 (September 2019): Blick talwärts auf den neuen, remodellierten Talraum.
Bild 16 (September 2019): Nachdem sich der aufgefüllte Bodenköper durch das Befahren mit Baumaschinen weiter gesetzt hatte, konnte ein geschwungener Bachlauf modelliert werden. Nach erfolgter Umleitung vom rechten Talrand durch das Trockengerinne strömt das Bachwasser fortan durch den renaturierten Bachlauf.
Bild 17 (September 2019): Die am Talgrund positionierte KG-Rohrleitung (links unten im Bild) wurde nach Abschluss der Erdarbeiten verschlossen. Das Bachwasser strömt auf erheblich höherem Sohlniveau (rechts oben im Bild) talwärts.
Bild 18 (September 2019): Blick talwärts auf den geschwungenen Bachlauf inmitten der modellierten Talung.
Bild 19 (Februar 2020): Blick auf den Straßendurchlass mit rauer Sohlgleite. Der geschwungene Bachlauf ist nun wieder für Bachorganismen durchgängig.
Bild 20 (Februar 2020): Im Einmündungsbereich vom östlichen Seitenarm (Bildmitte) musste zum Gefälleabbau eine raue Sohlgleite gebaut werden.