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Maßnahmen

Bad Oeynhausen

Volmerdingser Bach, zwischen Weinstr. und Röhn: Bachverlegung und Furt statt Verrohrung, Optimierung Wegedurchlass, Rückbau Teichanlge

Kommune:
Stadt Bad Oeynhausen, OT Volmerdingsen zwischen Weinstraße und Röhn

Gewässer:
Volmerdingser Bach, Gewässersystem Kaarbach, Gewässerkennzahl (GWK) vom östlichen Seitenarm 469.92424 und Gewässerstationierung 0+950 – 1+190

Art der Maßnahme:
Offenlegung des verrohrten Bachlaufes mit neuer Trassenführung und Bau einer Furt im westlichen Talraum. Modellierung einer knapp 8 m breiten Sekundäraue und eines leicht geschwungenen Bachlaufes mit breitem und flachem Gewässerbett. Rückbau eines viel zu klein dimensionierten Wegedurchlasses und stattdessen Einbau eines größeren und ökologisch durchgängigen Stahlbetonrahmendurchlasses. Rückbau einer Teichkette durch Remodellierung der Talung und Aufweitung des seitlich geführten zu schmalen Bachlaufes.

Umsetzung:
14.01.2019 – 23.09.2019

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 01Bild 1 (April 2020): Blick talwärts auf den nun oberirdisch durch das Wiesensiek (Kastental) strömenden, leicht geschwungenen Bach.

Einleitung:
Das Plangebiet liegt inmitten von kleinräumigen Gehölzbeständen, Wiesen, Gartenland und einer landwirtschaftlichen Hofstelle. Der Volmerdingser Bach verläuft am rechten Talrand westlich eines standorttypischen Feuchtwaldes mit deutlicher Dominanz der Schwarzerle. Weiter talwärts wechselt der Mittelgebirgsbach vom rechten an den linken Talrand. Sein Verlauf ist weiterhin gestreckt, während das Bachbett zunehmend schmaler und tiefer ausgeprägt ist. An der östlichen Talböschung stocken mehrere standortfremde Fichten. Am ersten 90° Fließbogen befindet sich ein Verteilerbauwerk, von wo aus Bachwasser zur Speisung einer nachfolgenden Teichkette abgeführt wird. Vier kleinere Teiche sind mit einer PE-Folie ausgestaltet. Das untere Stillgewässer ist mit Abstand das größte, von wo aus überschüssiges Wasser über einen Mönch wieder dem Fließgewässer unterirdisch (DN 200) zugeführt wird.

Südlich vom großen Teich quert eine Hofzufahrt mit einer wassergebundenen Wegedecke den Talraum. Der Bach wird ab hier unterirdisch durch eine viel zu klein dimensionierte Betonrohrleitung (DN 300) geführt. Im weiteren Verlauf durchströmt das Bachwasser zwei Schachtbauwerke ehe es in einer merklich größeren Betonrohrleitung (DN 800) vom linken Talrand mittig durch ein für diesen Naturraum typisches Siek (Kastental) geführt wird. In der extensiv genutzten Wiese stehen recht zentral drei mächtige Solitäreichen. Entlang der beiden Talböschungen nach Westen und Osten stocken einzelne Laubbäume als sog. Überhälter und beigemischte Sträucher. Etwa 10 m vor Unterquerung der asphaltierten Straße „Röhn“ verläuft der Bach wieder oberirdisch ehe er den Straßendurchlass „Röhn“ (DN 1.000) durchströmt.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge karte Abb. 1: Ausschnitt aus der Genehmigungsplanung.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 02Bild 2 (Februar 2017): Blick Bach aufwärts auf den gestreckten und unnatürlich schmalen Gewässerlauf entlang einer Teichkette. Das vordere Klinkerbauwerk bildet die Einfassung für den Einlaufbereich vom Wegedurchlass (DN 300).

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 03Bild 3 (Februar 2017): Blick talwärts auf den Teichauslauf (Rohr DN 200 vorne im Bild) mit nachfolgendem Bauwerk und integrierter Betonrohrleitung DN 300. Unterhalb der Stieleichen befindet sich ein Schachtbauwerk mit nachfolgender Leitung (DN 800), wo das Bachwasser weiterhin unterirdisch strömt.

Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Hauptziel der wasserbaulichen Maßnahme ist die Wiederherstellung der ökologischen Längsdurchgängigkeit. Darüber hinaus ist zumindest für das südliche Areal die Reaktivierung eigendynamischer Gewässerprozesse beabsichtigt.

Zeitgleich mit dem Herrichten des Baufeldes erfolgte die Fällung von insgesamt 14 standortfremden Fichten. Danach begann der Rückbau von drei kleinen Teichen nebst kompletter Beseitigung des Verteilerbauwerkes. Am vierten kleineren Teich wurden Flachwasserzonen angelegt und ein Durchstich zum großen Stillgewässer ausgeführt. Der anfallende Teichschlamm konnte am Rand der nordwestlichen Niederung zum „Ausbluten“ abgelagert und einplaniert werden. Bereits nach etwa 4 Wochen Trockenheit war der organische „Bodenkörper“ stichfest und hat sich um rund 20 cm gesetzt. Parallel dazu konnte das Bachbett im nordöstlichen Areal um bis zu 0,50 m verbreitert werden.

Für den Einbau eines größer dimensionierten Wegedurchlasses in der Hofzufahrt musste eine Baustraße im westlichen Teilabschnitt angelegt werden. Schließlich besteht der neue Stahlbetonrahmendurchlass aus zwei Elementen mit entsprechend hohem Eigengewicht. Durch den Einsatz eines Autokrans wurden ein Trog (knapp 10 to.) und ein Deckel (etwa 5 to.) eingebaut. Für die Baustraße mussten zuvor Steine und Schotter mit einer Stärke von etwa 20 cm verbaut und verdichtet werden. Es folgte das Herstellen eines Planums für die genaue Lage vom neuen Durchlass. Diese liegt nicht gänzlich im 90° Winkel zum Wirtschaftsweg, sondern wurde leicht diagonal nach Südwesten ausgerichtet, um eine optimale Fließachse zu erhalten.

Anfang Juni hob ein 100 to. Autokran den neuen Durchlass (Maße 100 cm x 100 cm² bei 5 m Baulänge) und setze ihn millimetergenau an der ab. Im Anschluss daran wurde zunächst ein Trockengerinne im Oberwasser ausgekoffert und Aushubboden für das neue Bachgerinne im Unterwasser modelliert. Die Wasserhaltung lief weiterhin über die Rohrleitung DN 300.

Anschließend ging es im südlichen Areal mit dem Teilrückbau der Betonrohrleitung nördlich der Straße „Röhn“ weiter. Dabei wurden auf den untersten etwa 30 lfd. Metern die Betonrohre aus dem Untergrund entnommen, zertrümmert und fachgerecht entsorgt. Für die Herstellung der geplanten Furt fand vorweg die Modellierung eines Stichgrabens nach Osten statt. So konnte das Planum und das Deckwerk für die zukünftige Bachquerung im Trockenverfahren ausgeführt werden.

Es folgte die Modellierung einer etwa 8 m breiten Sekundäraue und zeitgleich die Herstellung eines leicht geschwungenen Gewässerlaufes mit einer Bettbreite von durchschnittlich 1,40 m und einer Tiefe von etwa 0,25 m. Der Aushubboden wurde zu einer Längsmiete parallel vom temporären Rohrgraben aufgesetzt und anschließend vor Ort eingebaut.

Südlich vom Teich musste noch die zweite Rohrleitung (DN 300) als Verlängerung vom Teichauslaufrohr (DN 200) zurück gebaut werden. Das Rohrstück unter dem Eichentrio verblieb im Untergrund, damit dem Wurzelwerk keine Beeinträchtigungen zugeführt wurden. Sodann konnte für die Abführung des Teichwassers ein oberirdisches Gerinne mit Natursteinen angelegt werden. Kurz danach strömte das Teichwasser bereits durch den renaturierten Gewässerlauf talwärts.

Nachdem der Lückenschluss an den bestehenden nordöstlichen Gewässerabschnitt im Bereich vom neuen Wegedurchlass fertig war, konnte das Bachwasser komplett durch den renaturierten Gewässerlauf umgeleitet werden. Weiter talwärts wurde die Rohrleitung (DN 300), die etwa 1,50 m tief unter Geländeniveau lag inklusive mittlerem Schacht restlos entfernt. Da sich das Sohlniveau in der im Untergrund verbliebenen Rohrleitung mittlerweile auf etwa 1,80 m unter Geländeniveau belief, verblieb ein etwa 40 m langer Rohrstrang (DN 800) zwecks Beibehaltung der Vorflut im Untergrund. Zudem drückte kontinuierlich Wasser aus den frisch angeschnittenen Böschungsflanken. Bei der weiteren Erkundung des Untergrundes konnte eine weitere Leitung, die insgesamt rund 3 m unter Geländeniveau liegt aufgespürt werden. Selbst die Anlieger wussten nichts über deren Existenz und was an möglichen Drainagen o.ä. angeschlossen war. Vor diesem Hintergrund wurde von der Bauleitung entschieden, dass ein Kieskörper (Überdeckung mit Vlies) im OW und UW der Rohrleitung hergerichtet werden musste. Für die Beibehaltung der Vorflut wurden zudem Drainage- als auch KG-Rohre (DN 150) eingebaut. Für das sich ergebende Gegengefälle mit etwa 15 cm Höhenunterschied musste ein sog. Schwanenhals ausgerichtet werden. Die Einleitung des anfallenden Wassers aus der Betonrohrleitung liegt nun unmittelbar nördlich der Furt.

Nach Abschluss der umfangreichen Erdarbeiten erfolgte noch die Einsaat einer typischen Wiesenmischung in der Niederung. Zur Erhöhung der Strukturvielfalt im Bach erfolgte der Einbau von Totholz an besonders geeigneten Stellen.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 04Bild 4 (März 2019): Für die Remodellierung des Talraumes musste zuvor der Teichschlamm ausgekoffert werden.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 05Bild 5 (April 2019): Zum „Ausbluten“ wurde der Schlamm am nordwestlichen Talrand zwischen gelagert und anschließend einplaniert (links im Bild).

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 06Bild 6 (April 2019): Blick auf die z.T. bereits entnommenen Betonrohre (DN 800) im südlichen Areal kurz vor der Querstraße „Röhn“.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 07Bild 7 (April 2019): Inzwischen ist das Planum für die Furt fertig gestellt. Links verläuft temporär ein Stichgraben, der das Bachwasser um die Baugrube herumführt.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 08Bild 8 (Mai 2019): Weiter Bach aufwärts startete die Modellierung einer knapp 8 m breiten Sekundäraue und eines leicht geschwungenen Bachlaufes.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 09Bild 9 (Mai 2019): Blick gegen die Fließrichtung auf die Furt und den im Untergrund verbliebenen Rohrstrang (Graben Bildmitte).

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 10Bild 10 (Mai 2019): Blick talwärts auf den fertig gestellten Bachlauf im südwestlichen Wiesensiek.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 11Bild 11 (Mai 2019): Rückbau der Rohrleitung (DN 300) für die Abführung von Teichwasser, die bis zum Trauf der Stieleichen erfolgt.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 12Bild 12 (Juni 2019): Modellierung eines Bachbettes für die Anbindung an den neuen Wegedurchlass. Links befindet sich der zu klein dimensionierte Durchlass (DN 300).

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 13Bild 13 (Juni 2019): Nachdem das Planum in der Baugrube fertig gestellt war, konnte ein 100 to. Autokran den neuen Durchlass setzen. Dies ist der Trog (Unterteil), der Deckel folgte wenig später.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 14Bild 14 (Juni 2019): Umleiten des Bachwassers durch den neuen Gewässerlauf mit bereits angeschlossenem Kastendurchlass.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 15Bild 15 (Juni 2019): Blick talwärts auf das Unterwasser der im Untergrund verbliebenden Rohrleitung (DN 800). Vom Kieskörper aus gelangt das Wasser über insgesamt vier Drainagestränge über eine KG-Rohrleitung (DN 150) in Richtung Furt.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 16Bild 16 (Juli 2019): Blick in Richtung Norden auf die überströmte Furt. Über das KG-Rohr (DN 150, Bildmitte) wird das Wasser aus der im Untergrund verbliebenen Rohrleitung (DN 800) dem Bach zugeführt.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 17Bild 17 (August 2019): Blick gegen die Fließrichtung auf eingebautes Totholz (im Bildvordergrund) und den Wegedurchlass (oben rechts). Von links strömt überschüssiges Teichwasser in den renaturierten Bach.

volmerdingser bach zwischen weinstr und roehn bachverlegung und furt statt verrohrung optimierung wegedurchlass rueckbau teichanlge 18Bild 18 (April 2020): Blick auf den neuen Wegedurchlass im Querungsbereich der Hofzufahrt. Im Hintergrund schlängelt sich der Bach durch das Wiesensiek.