Borstenbach, OT Rehme, Königstraße: Rückbau Ufermauer, Aufweitung Bachbett
Kommune:
Stadt Bad Oeynhausen, OT Rehme südlich der Königstraße
Gewässer:
Borstenbach, Gewässerkennzahl (GWK) 45992 und Gewässerstationierung 1+430 – 1+510
Art der Maßnahme:
Rückbau einer Ufermauer und Aufweitung des Bachbettes um ca. 1,50 m. Zur Böschungsstabilisierung erfolgt der Einbau von großen Bruchsteinen (sog. Störsteine) im Bereich des Prallhanges..
Durchführung:
September bis November 2017 und April 2018
Bild 1 (15. Mai 2018): Blick Bach abwärts auf das merklich aufgeweitete Bachbett und die ausgeführte Uferstabilisierung mit großen Bruchsteinen am Prallhang.
Einleitung:
In den zurückliegenden Jahren wurden im Rahmen des WWE-Projektes schon viele wasserbauliche Maßnahmen, z.T. mit Abschnitten über mehrere Hundert Meter am Borstenbach umgesetzt. Ökologisch stark beeinträchtigte Bereiche konnten so in einen naturnahen Zustand zurück versetzt werden. In besonders dicht besiedelten Bereichen beschränkten sich die Baumaßnahmen insbesondere auf den Rückbau von naturfernem Uferverbau und die Aufweitung des Bachbettes. Abschnittsweise konnten sogar je nach Flächenverfügbarkeit Sekundärauen (im Stadtgebiet!) angelegt werden. Mithin ist die sog. Primäraue vom Borstenbach abschnittsweise durch Verfüllung und/ oder Überbauung nicht mehr im Gelände zu rekonstruieren und ohnehin unrealistisch wieder zu remodellieren. Diesbezüglich macht es von naturschutzfachlicher Seite aus Sinn, eine zumindest schmaler ausgebildete Zweitaue unmittelbar entlang des Fließgewässers zu modellieren. In dieser auf merklich tiefer liegendem Niveau der Niederung kommt es bereits bei leicht erhöhten Abflüssen zu einer schnelleren Ausuferung und damit einhergehenden eigendynamischen bzw. hydromorphologischen Entwicklungen im Bach und seiner (Kleinst)Aue. Die höher liegenden Areale bleiben davon ausgespart.
Auf einen knapp 50 m langen Bachabschnitt südlich der Königstraße strömt der Borstenbach entlang einer linksseitig geführten Betonmauer. Die massive Ufermauer besteht aus mächtigen Betonplatten, die zu einem massiven Mauerwerk einbetoniert wurden. Von der Lage her handelt es sich hierbei um einen typischen Prallhang mit 90° Bogen. Insbesondere an derartigen Stellen treten temporär hohe hydraulische Kräfte auf. Die Bettbreite beläuft sich lediglich auf durchschnittlich 1,80 m. Auf der gegenüberliegenden Seite stocken zahlreiche standorttypische kleinere Gehölze an einer Böschung mit einer Neigung von etwa 45°.
Westlich und nördlich des Mittelgebirgsbaches befinden sich Wohnhäuser mit Gärtenanlagen. In einem Abstand von lediglich 2,50 m liegt westlich eine Hofzufahrt. In einer Entfernung von 4 m grenzen nördlich eine Gartenhütte und nach weiteren 2 m ein Wohnhaus an. Südöstlich liegt ein kleiner Teich und dahinter erstreckt sich eine in 2015 hergestellte Flutmulde bzw. schmale Zweitaue. Dieser tief liegende Auenkorridor wird schon bei leicht erhöhten Abflüssen mehrfach im Jahr durchströmt.
Bild 2 (11. Januar 2017): Blick Bach abwärts in Richtung Norden auf die massive Ufermauer. Rechts ist ein Wohnhaus mit vorgelagertem Gartenhäuschen zu erkennen.
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Hauptziel der wasserbaulichen Maßnahme ist der komplette Rückbau der massiven Ufermauer. Darüber hinaus ist eine Verbreiterung des Bachbettes von ca. 1,80 m auf 3,30 m vorgesehen.
Ein extra beauftragtes Ingenieurbüro mit Schwerpunkt im Bereich Geologie hat anhand von Bodenuntersuchungen festgestellt, dass es sich beim Plangebiet um ein früheres Urstromtal mit stark wechselnden und instabilen Bodenhorizonten handelt. Bei den geplanten Rückbau- und Erdarbeiten bestand während der Bauphase die Gefahr eines möglichen Grundbruches mit durchaus verheerenden Folgen bspw. in Verbindung mit einem Hochwasserereignis. Ohnehin musste eine ausreichende Stabilisierung der Böschungen dauerhaft gewährleistet sein.
Aus statischen Gründen wurde daher vom zuständigen Ingenieur bei der Bauausführung der Einbau von mächtigen Bruchsteinen mit einer Größe von bis zu 1,80 m und einem Eigengewicht von etwa 1 to. ausgearbeitet. Die Dossierung (Ausrichtung bzw. Lage) der Steine zur Landseite hin liegt bei einer Neigung von etwa 15°. Somit ist es möglich den auftretenden Erd- und Wasserdruck stand zu halten. Um eine ausreichende Böschungsfußsicherung zu erzielen liegt die Einbautiefe der Bruchsteine bei bis zu 1 m unter Bachsohlniveau. Der Aufbau der zweiten Reihe Steine erfolgt in leicht versetzter Bauweise bis auf das umliegende Geländeniveau. Entstandene Lücken zwischen den mithin dicht gesetzten Bruchsteinen wurden mit größeren Wasserbausteinen (LMB 10/60 kg) geschlossen.
Zu Beginn der Baumaßnahme wurden die Gehölze nahe der Mauerkrone gerodet. Während der Rodungsarbeiten trat plötzlich ein metallhaltiger, verbogener Fremdkörper im Wurzelwerk zum Vorschein. Da das umliegende Areal als ein mit Kampfmittel kontaminiertes Gebiet deklariert ist, rückten zeitnah die Polizei und das Ordnungsamt sowie im Anschluss der Kampfmittelräumdienst aus Arnsberg an. Bei dem gefundenen Gegenstand handelte es sich tatsächlich um ein sog. Leitwerk einer Streubombe aus dem Zweiten Weltkrieg.
In den folgenden Tagen ruhten die Arbeiten, ehe der Kampfmittelräumdienst eine erste Sondierung des Untergrundes vornahm. In der Folge beschränkte sich die Aushubtiefe jeweils auf max. 50 cm, ehe erneut mit Magnetometern die Erkundung der nachfolgenden Bodenschicht anstand. Glücklicherweise trat in der Folge lediglich typisches Altmetall zum Vorschein, so dass die Erdarbeiten nach mehreren kurzen Unterbrechungen endlich wieder aufgenommen werden konnten.
Bereits im Vorfeld erfolgte der Abtrag von rund 50 m³ Boden mit anschließender Entsorgung. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass es sich bei der Gartenparzelle für ein derartig großes Bauvorhaben um ein verhältnismäßig kleines Areal handelt. Zum einen musste benötigtes Baumaterial zwischengelagert und zum anderen die Arbeitsradien von zwei z.T. zeitgleich bedienten Baggern berücksichtigt werden. Bei der nachfolgenden Umsetzung ist neben der Bachaufweitung noch der Einbau von rund 70 to. Baumaterial vorgesehen, so dass ohnehin Bodenaushub anfiel und einer fachgerechten Entsorgung zugeführt wurde.
Mit entsprechender Verzögerung konnte das Baufeld für die bauausführende Tiefbaufirma in enger Zusammenarbeit mit der IfAS letztendlich fertig gestellt werden. Die zweite Jahreshälfte 2017 zeichnete sich durch langandauernden und z.T. ergiebigen Landregen aus. Erfreulicherweise blieben die anvisierten drei aufeinanderfolgenden Tage Anfang November trocken. Gleich zu Beginn wurde eine Wasserhaltung über eine in 2015 modellierte Flutmulde eingerichtet. Nachdem die Kleinbäume und Großsträucher auf der gegenüberliegenden Böschung zum Teich hin gerodet waren, erfolgte die Aufweitung vom Bachbett um knapp 1 m. Parallel dazu fanden Abrissarbeiten an der Ufermauer statt.
Zum Setzen der Bruchsteine musste zunächst ein bis zu 1 m tiefer Graben an der linken Uferlinie gezogen werden. Die Anlieferung der mächtigen Steine erfolgte angesichts der beengten Standortbedingungen in zwei Etappen mit jeweils rund 20 to. Je nach örtlichen Verhältnissen an der Einbaustelle mussten stets die passenden Steine ausgesucht werden. Die Bruchsteine wurden leicht versetzt zueinander und möglichst eng eingebaut. Die Lage der einzeln gesetzten Steine orientiert sich im Wesentlichen an der einzuhaltenden Neigung von etwa 15 ° zur Landseite hin. Die zweite Reihe Bruchsteine bestand aus weniger langen und kompakten Exemplaren. Es genügte einen passenden Lückenschluss im Steinverbund sowie Anschluss an das angrenzende Geländeniveau zu erhalten. Die entstandenen Lücken wurden anschließend mit Wasserbausteinen und Grobschotter geschlossen.
Während der Bauphase entstanden durch den Einsatz eines 20 to. schweren Radbaggers bis zu 0,80 m tiefe Fahrspuren im Gartenareal. Aus bodenphysikalischer Sicht handelt es sich bei den vorherrschenden Bodenarten ohnehin um sog. „schwere“ Böden vorwiegend aus schluffig-tonigen Bodenbestandteilen (Kitt) mit organischen Beimengungen bei wenig Bodenluft. Um das schon im Vorfeld gestörte Bodengefüge merklich zu verbessern, erfolgte zum Schluss der Einbau von rund 30 to. Sand. Dieser wurde mit der obersten Bodenschicht durchmischt und einplaniert.
Im Frühjahr 2018 erfolgte eine Feinmodellierung vom Gartenareal mit anschließender Raseneinsaat sowie Pflanzung von standorttypischen Gehölzen entlang des Baches.
Bild 3 (27. September 2017): Nachdem das Leitwerk einer Streubombe aus dem 2. Weltkrieg frei gelegt wurde, erfolgte der Bodenabtrag nur noch abschnittsweise bis zu einer Tiefe von 0,50 m ehe der Untergrund erneut durch eine Spezialfirma erkundet wurde.
Bild 4 (17. Oktober 2017): Schon vor Beginn der Baumaßnahme wurden angesichts der beengten Verhältnisse im kleinen Gartenareal 50 m³ Boden zu einer Bodenmiete aufgesetzt und per 5 m³ Mulden abtransportiert.
Bild 5 (3. November 2017): Einen Arbeitstag vor Baubeginn mit der Tiefbaufirma wurde das Baufeld passend hergerichtet und benötigtes Baumaterial seitlich zwischengelagert.
Bild 6 (6. November 2017): Für eine erfolgreiche Bauausführung wurde etwa 20 m Bach aufwärts eine Wasserhaltung über die in 2015 hergestellte Flutmulde eingerichtet.
Bild 7 (6. November 2017): Zu Beginn erfolgten der Abtrag des gegenüberliegenden Ufers und der Abriss der übriggebliebenen Mauer.
Bild 8 (6. November 2017): Nach erfolgter Anlieferung der mächtigen Bruchsteine, wurden extra ausgesuchte Exemplare einzeln zur Einbaustelle transportiert.
Bild 9 (6. November 2017): Die ersten Bruchsteine sind bereits gesetzt und liegen knapp 1 m unter Bachsohlniveau. Das nachdrückende Grundwasser wird über einen kleinen Graben abgeführt.
Bild 10 (7. November 2017): Inzwischen steht der Blocksatz auf den ersten rund 20 m. Im Zuge der Arbeiten sind trotz trockener Witterung bereits tiefe Fahrspuren im Gartenareal entstanden.
Bild 11 (8. November 2017): Abschnittsweise arbeiten beide Bagger zeitgleich, um bspw. den Nachschub von Wasserbausteinen und Grobschotter zu gewährleisten.
Bild 12 (November 2017): Nach Abschluss der Steinarbeiten wurden weitere 15 m³ vom „schweren“ Boden abgefahren und anschließend 30 t. Sand zur Verbesserung des Bodengefüges eingearbeitet.
Bild 13 (10. November 2017): Blick gegen die Fließrichtung auf das merklich aufgeweitete Bachbett. Das Grobplanum des Gartenareals für eine Graseinsaat im Frühjahr steht. Im unteren Abschnitt lief die Böschungsstabilisierung mit Bruchsteinen allmählich aus, da sich ein geradliniger Verlauf anschloss.
Bild 14 (15. Mai 2018): Blick gegen die Fließrichtung (gleicher Standort wie Bild 13). Inzwischen wurde ein Holzzaun aufgestellt, standorttypische Gehölze gepflanzt und die Rasenfläche im Gartenareal planiert und eingesät.