Osterbach-Seitenarm, OT Lohe, Königshagen: Offenlegung, Sekundäraue, Sohlgleite
Kommune:
Stadt Bad Oeynhausen, OT Lohe, nordöstlich der Straße „Königshagen“
Gewässer:
Osterbach, südöstlicher Seitenarm, Gewässerkennzahl (GWK) 469.413 und Gewässerstationierung 0+050 – 0+110
Art der Maßnahme:
Teiloffenlegung des unterirdisch verlaufenden Baches auf einer Strecke von ca. 50 lfd. m. Modellierung einer schmalen Sekundäraue mit entsprechenden Talflanken. Herstellung eines leicht geschwungenen Bachlaufes mit flachem und breitem Bachbett. Bau einer rauen Sohlgleite im Oberwasser der im Untergrund verbleibenden Betonrohrleitung.
Durchführung:
Juni – November 2017
Bild 1 (August 2017): Blick Bach aufwärts auf die modellierte Sekundäraue und den leicht geschwungenen Bachlauf.
Einleitung:
Ab dem Mündungsbereich in den Hauptlauf ist der nordöstliche Seitenarm auf einer Strecke von etwa 100 m verrohrt (DN 600). Im unteren Abschnitt der Überbauung befindet sich ein metallverarbeitender Betrieb mit Stell- und Lagerflächen. Weiter östlich schließt sich ein landwirtschaftlich genutztes Wiesenareal an. Seinerzeit wurde die ursprüngliche Niederung mit einer Mächtigkeit von rund 1,80 m verfüllt. Entsprechend tief liegt die Rohr- bzw. Bachsohle unter Geländeniveau. Weiter Bach aufwärts befindet sich noch das Geländerelief der annähernd ursprünglichen Niederung des Osterbaches. Das verhältnismäßig kleine Areal ist bewaldet. Noch weiter östlich wurden bereits im Rahmen des WWE-Projektes verrohrte Überfahrten beseitigt und eine raue Sohlgleite, die bis runter auf das Niveau der natürlichen Niederung führt, angelegt.
Um die beanspruchte Fläche im Bereich der früheren Niederung dauerhaft für den Gewässerschutz zu sichern, hat die Stadt Bad Oeynhausen bereits im Vorfeld einen erforderlichen Grunderwerb getätigt.
Abb. 1: Ausschnitt aus der Plangenehmigung
Bild 2 (Februar 2017): Blick Bach abwärts auf die ca. 100 m lange Betonrohrleitung (DN 600). Die ursprüngliche Gewässeraue bzw. Niederung wurde seinerzeit verfüllt und eingeebnet. Am rechten Bildrand ist ein metallverarbeitender Betrieb zu erkennen.
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Wesentliches Ziel der wasserbaulichen Maßnahme ist die Teiloffenlegung des verrohrten Bachabschnittes in einer zuvor modellierten Zweitaue. Da die Bachsohle aufgrund der zwischenzeitigen Verfüllung der Niederung etwa 1,80 m unter Geländeniveau liegt, ist es erforderlich zu Beginn einen neuen, schmalen Talraum auszukoffern. Eine reine Bachoffenlegung würde ansonsten lediglich einen tief eingeschnittenen Bachlauf hervorbringen, der sich auf Dauer weiter in den Untergrund graben wird und die Böschungen unterspült. Mit der Zeit entwickelt sich ein kompaktes Abflussprofil, das nach ergiebigen Regenfällen reichlich Wasser ähnlich einem sog. Hochwasserschlauch talwärts bewegt. In Siedlungsgebieten führt ein derartiges Ereignis zu einer verstärkten Hochwassergefahr. Darüber hinaus bilden erhöhte Abflüsse stets hydraulischen Stress für Bachorganismen und führen zu einem verstärkten Abschwemmen von Sohlsubstrat.
Stattdessen ist die Modellierung einer schmalen Sekundäraue geplant. Dann ist es möglich, dass der Bach bei erhöhten Abflüssen frühzeitig in die tief liegende Zweitaue ausufert. Es kommt aus ökologischer Betrachtung zu kleinräumigen, gewässerdynamischen Prozessen im Bach als auch im schmalen Niederungsband.
Zu Beginn des Erdbauvorhabens erfolgte die Modellierung einer etwa 8 m breiten und 50 m langen Sekundäraue. Der Erdaushub wurde nahe der Straße zu einer Bodenmiete aufgesetzt. Bei den Erdarbeiten wurden stellenweise Bereiche mit beigemischtem Abbruchmaterial frei gelegt. Derartige Fremdkörper wurden selektiert und anschließend fachgerecht entsorgt.
Höhenmäßig orientierte sich das anvisierte Talniveau der Zweitaue in etwa am Rohrscheitel der Betonrohrleitung. Weitere 20 cm tiefer setzt das Niveau der neuen Bachsohle vom leicht geschwungenen Gewässerverlauf an. Das Bachbett misst eine Breite von durchschnittlich 1,40 m. Angesichts der beengten Platzverhältnisse musste abschnittsweise an die frei gelegte Betonrohrleitung angeschlossen werden. Letztendlich wurde die Leitung nichts desto trotz komplett aus dem Bearbeitungsgebiet beseitigt.
Im Anschlussbereich an die im Untergrund verbliebene Betonrohrleitung musste der entstandene Gefällesprung von etwa 40 cm durch den Bau einer rauen Sohlgleite kompensiert werden. Neben der verbesserten Längsdurchgängigkeit fungiert die Sohlstabilisierung als Widerlager gegen eine mögliche rückschreitende Sohlerosion.
Nachdem die Bodenmiete durch eine Tiefbaufirma abgetragen und abtransportiert war, erfolgte die Wiederherstellung der zwischenzeitig in Anspruch genommenen Fläche. Nach Auflockerung des Feinplanums folgte die Graseinsaat mit einer typischen Wiesenmischung. Die modellierten Talböschungen als auch der schmale Talraum wurden im Spätsommer mit einer Kräuter-Grasmischung eingesät. Im nachfolgenden Herbst fand die Pflanzung mit standorttypischen Gehölzen in der Sekundäraue statt.
Bild 3 (Juni 2017): Blick in Fließrichtung auf die beginnenden Erdarbeiten. Der Bodenaushub wurde mit Dumper und Radlader abtransportiert und zu einer Bodenmiete nahe der Straße aufgesetzt.
Bild 4 (Juli 2017): Blick gegen die Fließrichtung entlang der bis zum Scheitel frei gelegten Betonrohrleitung. Der neue Talraum in Gestalt einer Zweitaue ist nahezu hergestellt. Im Hintergrund ist das bewaldete Areal zu erkennen, dass in etwa dem Geländeniveau der ursprünglichen Niederung entspricht.
Bild 5 (Juli 2017): Blick in Richtung Norden auf das selektierte Abbruchmaterial, das sich im Bodenkörper befand. Auf der rechten Seite ist ein kleiner Zipfel der Bodenmiete zu erkennen. Der modellierte Talraum reicht nach Westen (Bildmitte) bis etwa zum Radlader. In Analogie dazu verbleibt die Rohrleitung ab hier im Untergrund.
Bild 6 (Juli 2017): Der erste Gewässerbogen ist bereits modelliert. Aus Platzgründen konnte nur abschnittsweise gearbeitet werden. Der breite Kolk (vorne links) blieb erhalten. Links im Bild ist ein großer Kettenbagger zu sehen, der die Bodenmiete in Kürze abträgt.
Bild 7 (Juli 2017): Bei trockener Witterung konnten mithilfe einer Wasserhaltung (Aufstau vom großen Kolk) die letzten Betonrohre aus dem Untergrund entfernt werden. Wasser und Boden mussten nicht unnötig miteinander vermengt werden.
Bild 8 Juli 2017): Blick in Richtung Osten auf die fertig gestellte Sekundäraue. Vorne rechts im Bild sind eine raue Sohlgleite und eine Böschungsstabilisierung am Talrand mit Faschinen (vormalige Zuwegung) zu kennen.
Bild 9 (November 2017): Blick Bach abwärts auf die laufende Gehölzpflanzung. Mittlerweile haben sich die zwischenzeitigen Rohbodenflächen begrünt.
Bild 10 (November 2017): Zustand nach Fertigstellung der Restarbeiten.