Wulferdingser Mühlenbach, OT Wulferdingsen, Zum Jägerplatz: Bachverlegung, Sohlgleite, Furt am Quellbach
Kommune:
Stadt Bad Oeynhausen, OT Wulferdingsen südlich der Straße „Zum Jägerplatz“
Gewässer:
Wulferdingser Mühlenbach und der nordöstlicher Quellbach, Gewässersystem Kaarbach/ Wulferdingser Bach, Gewässerkennzahl (GWK) 469.922 und Gewässerstationierung 4+200 – 4+390
Art der Maßnahme:
Verlegung des gestreckt verlaufenden Baches vom rechten Talrand in die östliche Talhälfte. Herstellung eines geschwungenen Bachlaufes und Modellierung eines flachen und breiten Gewässerbettes auf höherem Sohlniveau. Bau einer rauen Sohlgleite im Unterwasser vom Hauptlauf und Herstellung einer Furt am Quellbach im Querungsbereich eines Wirtschaftsweges.
Umsetzung:
April bis Juni 2017
Bild 1 (Juni 2017): Blick Bach abwärts auf den geschwungenen Bachlauf, der mitten durch das östlich erworbene Wiesenareal strömt. Der alte Verlauf lag auf Höhe der mehrstämmigen Schwarzerle (rechts) und der Abzäunung. Er ist mittlerweile einplaniert und eingesät.
Einleitung:
Südlich der Straße „Zum Jägerplatz“ strömt der Wulferdingser Mühlenbach auf den ersten rund 100 m entlang einer kleinen Parkanlage mit typischen Laubbäumen. Hier wurde bereits Ende 2016 eine raue Sohlgleite im Unterwasser der Straße hergestellt. So konnte die Längsdurchgängigkeit an einem zuvor rund 0,40 m hohen Absturz wieder hergestellt werden. Die besagte Örtlichkeit liegt genau zwischen den in 2016 renaturierten Gewässerabschnitt im Norden und den in 2017 geplanten im Süden.
Weiter südlich schließt sich ein größeres Wiesenareal an. Nur im unteren Bachabschnitt begleitet ein standorttypischer Ufergaleriewald das Fließgewässer. Zahlreiche Drainagen münden aus Westen in den kleinen Bachlauf. Abschnittsweise hat sich der Bach angesichts des geraden Verlaufes tief in das umliegende Gelände eingeschnitten. Infolgedessen rutschten die unterspülten Böschungen nach und es bildete sich ein kompaktes Abflussprofil aus. Ein sog. Hochwasserschlauch bewegt sich bei erhöhten Abflüssen rasch talwärts ohne in die Niederung auszuufern. Dabei steigt in bebauten Gebieten merklich die Hochwassergefahr mit einhergehenden volkswirtschaftlichen Schäden. Kurz vor der Unterquerung eines Wanderweges an der südlichen Grenze befindet sich noch ein etwa 0,30 m hoher Sohlabsturz, ehe das Bachwasser durch einen 5 m langen Durchlass (DN 1.000) weiter talwärts strömt.
Im Unterwasser vom kurzen Durchlass mündet ein kleiner Zulauf aus nordöstlicher Richtung in den Wulferdingser Mühlenbach. Das kleine Fließgewässer besitzt eine Lauflänge von rund 170 m und entspringt aus einer permanent wasserführenden Quelle an der Talkante. Der besagte Bereich liegt innerhalb eines privaten Gartenareals. Auf den ersten ca. 120 m wird das Gerinne als Wegeseitengraben entlang eines wassergebundenen Wirtschaftsweges geführt. Die letzten 50 lfd. m bis zur Einmündung in den Hauptlauf strömt der Bach unterirdisch (DN 300).
Abb. 1: Ausschnitt aus der Plangenehmigung.
Bild 2 (März 2017): Blick vom südlichen Wanderweg gegen die Fließrichtung auf den tief im Gelände eingeschnittenen Bachlauf und den kleinen Sohlabsturz (Bildmitte).
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Hintergrund der wasserbaulichen Maßnahme ist die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit und die Reaktivierung eigendynamischer, gewässermorphologischer Strukturen. Darüber hinaus ist geplant, die aktuell monotone Niederung wieder als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzengemeinschaften zu reaktivieren. Speziell für den Quellbach sind eine Neutrassierung und die Herstellung einer Furt im Wirtschaftsweg vorgesehen. Um die beanspruchten Flächen in der Niederung dauerhaft für den Gewässerschutz zu sichern, hat die Stadt Bad Oeynhausen bereits im Vorfeld einen erforderlichen Grunderwerb getätigt.
Da die Baumaßnahme im zeitigen Frühjahr begann, mussten lediglich einzelne Äste an Bäumen und Sträuchern eingekürzt werden. Die ohnehin im letzten Herbst niedrig abgemähte Wiese bedurfte keiner weiteren Schnittmaßnahme. Insofern setzten zeitnah die Erdarbeiten per Bagger ein.
Östlich vom bestehenden, geradlinigen Bach wurde ein geschwungener Gewässerverlauf hergestellt. Dabei erfolgte die Modellierung eines flachen und breiten Bachbettes mit unregelmäßigem Profil. Auf eine Feinprofilierung wurde bewusst verzichtet. Der Aushubboden wurde zunächst zu einer Längsmiete zwischen altem und neuem Verlauf aufgesetzt.
Um den nun entstandenen Gefällesprung von etwa 0,80 m zwischen altem und neuem Bachabschnitt zu kompensieren erfolgte der Bau einer rauen Sohlgleite im Unterwasser bzw. im Anschluss an den alten Bachlauf. Nach dessen Fertigstellung konnte das Bachwasser in den renaturierten Gewässerabschnitt umgeleitet werden. Hierzu musste der im alten Bachbett neu angedeckte Böschungsbereich - der als Trennfläche dient - mit äußerster Sorgfalt modelliert werden. Eine ausreichende Verzahnung zwischen der Oberfläche vom alten Gewässerbett und dem aufgefüllten, mineralischen Boden brachte Gewissheit darüber, dass kein Bachwasser mehr entlang des alten Gerinnes strömte. Im weiteren Verlauf erfolgte der Bodeneinbau von oben nach unten, um Restwasser gezielt talwärts abzuleiten. Weiter talwärts mussten vorhandene Drainagen zuvor an einen neu eingebrachten Drainagestrang angeschlossen werden, ehe der zwischenzeitige „Rohrgraben“ bzw. altes Bachbett verfüllt wurde. Die ungelochte Leitung zum Abführen von Drainagewasser endet in einem kleinen Schacht mit Sedimentfang, dessen Auslauf über eine KG-Rohrleitung in einen spitzen Winkel in den Bachlauf mündet.
Im Anschluss daran begannen die Erdarbeiten zur Herstellung einer Furt am ökologisch beeinträchtigten Seitenarm. An einer geeigneten Stelle zwischen zwei weiter auseinanderstehenden Heckengehölzen auf dem benachbarten privaten Gartengrundstück konnte das Baufeld für die geplante Furt abgesteckt werden. Dabei ist es erforderlich ein ausreichend breites und tiefes Planum im Wirtschaftsweg auszukoffern. Insbesondere die stets wassergesättigte Schicht im durchströmten Bereich des Bachlaufes muss mit einer ca. 60 cm starken, doppellagigen Schicht aus Wasserbausteinen mit eingestreutem Schotter aufgebaut werden. Zu den Seiten hin bzw. im Anschluss an den vorhandenen Weg lief der Schichtaufbau allmählich aus. Angesichts der unveränderten Wasserhaltung über den alten Verlauf konnten die Erd- und Steinarbeiten in trockenem Zustand durchgeführt werden.
Die Gesamtlänge der Furt beläuft sich in etwa auf 18 m, wobei die Bachsohle bzw. der tiefste Punkt der Furt nur etwa 50 cm unter dem umliegenden Geländeniveau liegt. So ist es möglich ein Gefälle von weniger als 8 % entlang der Rampen einzuhalten. Schließlich muss beim Durchfahren mit Fahrzeugen aus der Land- und Fortwirtschaft ein Aufsetzen mit Anbauten o.ä. unterbunden werden. Im Unterwasser erfolgte noch die Modellierung eines leicht geschwungenen Bachlaufes mit Anschluss an den Hauptlauf in einem spitzen Winkel. Erst nach Fertigstellung wurde der alte Verlauf auf einer Länge von etwa 5 m verfüllt und das Quellwasser umgeleitet.
Bild 3 (April 2017): Ein geschwungener Bachlauf mit breiter und flacher Sohle wird ausgekoffert.
Bild 4 (April 2017): Nachdem der renaturierte Bachabschnitt fertig gestellt war, erfolgte das Umleiten vom Bachwasser. Dabei musste die neu modellierte Böschung (links auf Höhe der Baggerschaufel) - die eine Trennwirkung zwischen altem und neuem Bachbett bildet - sehr gewissenhaft ausgeführt werden.
Bild 5 (Mai 2017): Blick in Richtung Norden auf die Rohrleitung (DN 150), über die das Drainagewasser in den Bach strömt. Die KG-Rohre liegen auf einer dünnen, verdichteten Sandschicht, die zur Einhaltung eines geringen Längsgefälles beiträgt.
Bild 6 (Mai 2017): Blick vom südlichen Wanderweg auf die Herstellung der Sohlgleite und den untersten, einzeln abgeführten Drainagestrang. Die in den Untergrund eingetrieben Pflöcke dienen als Widerlager und wurden später gekürzt. Der laufende Einbau vom Aushubboden in das alte Bachbett erfolgte von oben nach unten.
Bild 7 (Mai 2017): Das Planum für die Furt im Wirtschafsweg steht. An der tiefsten Stelle, wo anschließend das Bachwasser strömt ist die untere Schicht bereits fertig gestellt.
Bild 8 (Mai 2017): Der Schichtaufbau aus Schotter, Wasserbausteinen und Schotter wird fachgerecht ausgeführt. An der tiefsten Stelle entsteht eine flache Mulde, die später das Bachgerinne bildet.
Bild 9 (Mai 2017): An dieser Stelle mündet der kleine, stets wasserführende Seitenarm in den Wulferdingser Mühlenbach. Der Quelltopf liegt etwa 20 m hinter dem Kettenbagger.
Bild 10 (Juni 2017): Blick in Richtung Norden auf die fertig gestellte Furt. Zukünftig werden sich Gräser und Stauden auf der Oberfläche vom Schotter ausbreiten, so dass in ein paar Jahren die Furt nicht mehr optisch hervorsticht.