Volmerdingser Bach und Seitenarm, Weinstraße/Fesselgrund: Bachverlegung
Stadt Bad Oeynhausen, zwischen Weinstraße und der Straße „Fesselgrund“
Gewässer:
Volmerdingser Bach, Gewässersystem Kaarbach, Gewässerkennzahl (GWK) 469.924 und Gewässerstationierung 0+350 – 0+500 sowie den nordöstlichen Seitenarm (GWK 469.9242) mit der Gewässerstationierung 0+000 – 0+040
Art der Maßnahme:
Verlegung der beiden gestreckten Gewässerläufe weg von der unmittelbar angrenzenden Straße in eine zuvor modellierte Sekundäraue. Herstellung von zwei leicht geschwungenen Bachläufen mit breitem und flachem Gewässerbett.
Umsetzung:
September und Oktober 2016
Bild 1 (August 2017): Blick in Richtung Südosten auf den flach in der Zweitaue liegenden Bachlauf. Erste natürliche Substratumlagerungen haben sich durch den typischen Wechsel von Schnellen und Stillen bereits eingestellt.
Einleitung:
Der Volmerdingser Bach und sein nordöstlicher Seitenarm verlaufen ähnlich einem Wegeseitengraben unmittelbar entlang der Straße „Fesselgrund“ und Weinstraße. Im Unterwasser der beiden Straßendurchlässe gibt es jeweils einen aus wasserwirtschaftlicher Sicht gesehen ungünstigen rechten Fließwinkel. Darüber hinaus existieren talwärts zwei weitere 90° Bögen der Bachläufe im Oberwasser vom Straßendurchlass (Zwillingsrohr DN 1.000) „Wietelbrink“. Der Abstand zwischen Böschungsoberkante Bach und den angrenzenden Straßen beträgt stellenweise nur wenige Dezimeter. Infolgedessen werden natürliche Uferabbrüche innerhalb kürzester Zeit durch erforderliche Unterhaltungen im Straßenbau mit Steinschüttungen stabilisiert. Nur durch derartige Einsätze ist die Sicherheit auf den Straßen dauerhaft gesichert.
Da die natürlich auftretende Breitenerosion in Form einer Pendelbewegung stets zunichte gemacht wird, wirken die hydraulischen Kräfte seitdem vermehrt auf die Bachsohle. Mit der Zeit verstärkte sich die Tiefenerosion weiter. Diese hat weitreichende Folgen für das Ökosystem „Bach“ und das unmittelbare Umfeld. Aus Sicht des Naturschutzes werden die speziell an wiederkehrende Überschwemmungen angepassten Tier- und Pflanzengemeinschaften in den Gewässerauen weiter dezimiert.
Der Gewässerquerschnitt beider Bachabschnitte beläuft sich auf eine durchschnittliche Breite von 80 cm und einer Tiefe von rund 1m. Gewässertypische Strukturen sind nicht vorhanden. Der Seitenarm ist im Unterwasser vom Straßendurchlass auf einer Strecke von etwa 12 m mit einer beidseitigen Ufermauer eingefasst. Kurz vor der Unterquerung der Straße „Wietelbrink“ stocken mehrere Schwarzerlen und eine Stieleiche am Zulauf. Entlang vom Hauptlauf befindet sich eine Reihe mit Obstbäumen. Diese stocken auf einer kleinen Verwallung, die das Gelände zur Pferdeweide nach Osten abgrenzt. Die angrenzende Niederung wird als Grünland genutzt. Zwei Gräben und zwei Drainagen münden in den Volmerdingser Bach.
Abb. 1: Ausschnitt aus der Plangenehmigung.
Bild 2 (Mai 2016): Blick vom Straßendurchlass „Weinstraße“ Bach abwärts auf den Seitenarm. Das Fließgewässer ist mit einer beidseitigen Ufermauer eingefasst und bildet so einen 90° Bogen im Unterwasser.
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Hauptziel der wasserbaulichen Maßnahme ist die Wiederherstellung einer naturnahen Auenlandschaft innerhalb eines Entwicklungskorridors von etwa 12 m Breite. Beim nordöstlichen Seitenarm werden zuvor die beiden massiven Ufermauern zurück gebaut. Im Anschluss daran erfolgt die Modellierung einer Zweitaue als auch eines leicht geschwungenen Bachlaufes auf höherem Sohlniveau.
Bereits im Vorfeld wurde Seitens der Stadt Bad Oeynhausen ein Kaufvertrag mit dem Grundstückseigentümer geschlossen. Im erworbenen Gewässerkorridor soll zukünftig eine eigendynamische Gewässerauenentwicklung frei ablaufen können.
Im Vorfeld der Bachrenaturierung wurden die beiden Mauerstücke per 9 to. Kettenbagger abgerissen und das anfallende Abbruchmaterial fachgerecht entsorgt. Die Arbeitsrichtung für die Modellierung einer Zweitaue erfolgt talwärts von Norden nach Süden. Dabei wurde der Bach in kurze Bauabschnitte eingeteilt, um den anfallenden Boden nahe der Straße - nach erfolgter Umleitung des Bachwassers - zu einer Bodenmiete aufzusetzen. Die Sekundäraue liegt etwa 40 cm unter dem Geländeniveau der Weide, so dass eine Vernässung ausgeschlossen ist. Das neue Bachbett befindet sich rund 30 cm über dem Niveau der alten Gewässersohle. Nachdem der überschüssige Boden abgefahren und entsorgt wurde, erfolgten noch die Einsaat mit Gräsern und Kräutern sowie die Pflanzung kleiner Gehölzgruppen.
Bild 3 (August 2016): Blick talwärts auf die Baufeldvorbereitung. Auf den ersten rund 20 m wurde der Bachlauf schon weg von der Straße in die Niederung verlegt und damit der erste 90° Bogen aufgehoben.
Bild 4 (September 2016): Blick gegen die Fließrichtung entlang der Straße „Fesselgrund“. Der alte Bachlauf ist gestreckt und liegt unmittelbar neben der Straße. Die linke Bodenmiete rührt noch vom größeren Bauabschnitt weiter Bach aufwärts.
Bild 5 (September 2016): In etwa der gleiche Blick talwärts wie bei Bild Nr. 3. Inzwischen sind die Sekundäraue und das neue Bachbett im ersten Abschnitt modelliert. Die Bodenmiete wurde gut erreichbar entlang der asphaltierten Straße aufgesetzt.
Bild 6 (September 2016): Blick Bach abwärts auf den leicht geschwungenen Gewässerlauf in der zuvor modellierten Zweitaue.
Bild 7 (September 2016): Blick gegen die Fließrichtung auf das flach in der Sekundäraue liegende Bachbett.
Bild 8 (September 2016): Beim nordöstlichen Seitenarm musste zunächst das beidseitige Mauerwerk abgerissen werden, ehe der geplante Bachlauf nach rechts in die Niederung verlegt wird.
Bild 9 (September 2016): Blick in Richtung Osten entlang des Hauptlaufes und der Straße Wietelbrink. Der Zulauf liegt zwischen Weinstraße und dem Baumbestand im Hintergrund.
Bild 10 (Oktober 2016): Inzwischen ist die Bodenmiete abtransportiert worden. Der renaturierte Volmerdingser Bach darf sich von nun an eigendynamisch in der schmalen Zweitaue entwickeln.
Bild 11 (November 2016): Blick in Richtung Nordwesten auf den Volmerdingser Bach. Zukünftig werden die beiden Fließgewässer bei erhöhten Abflüssen frühzeitig in die Zweitaue ausufern und zu einer eigendynamischen Entwicklung führen.
Bild 12 (November 2016): Blick in Richtung Nordosten auf den Zulauf des Volmerdingser Baches. Inzwischen liegt der Zusammenfluss beider Fließgewässer etwa 12 m weiter nördlich vom Straßendurchlass. Der Baumbestand konnte erhalten bleiben.