Volmerdingser Bach, nördl. Ziepelbrink: Entfernung Ufermauern, Bachverlegung.
Stadt Bad Oeynhausen, zwischen Ziepelbrink und Fesselgrund
Gewässer:
Volmerdingser Bach, Gewässersystem Kaarbach, Gewässerkennzahl (GWK) 469.92_4 und Gewässerstationierung 0+500 – 0+700
Art der Maßnahme:
Verlegung des gestreckten und massiv verbauten Mittelgebirgsbaches in eine zuvor modellierte Sekundäraue. Kompletter Rückbau der Ufermauern und Herstellung eines leicht geschwungenen Bachlaufes mit breitem und flachem Bachbett.
Umsetzung:
April bis September 2016
Bild 1 (Mai 2017): Blick talwärts auf den leicht geschwungenen Gewässerlauf in der zuvor modellierten Sekundäraue. Vorher lag der Bach unmittelbar an die Grundstücksgrenze, wo die Birke (links) an der vorherigen Ufermauer stockte.
Einleitung:
Zwischen den Straßen „Ziepelbrink“ und „Fesselgrund“ verläuft der Volmerdingser Bach in einem gestreckten Verlauf. Das bis zu 1,70 m unter Geländeniveau liegende Gewässer ist linksseitig von einer massiven Betonmauer eingefasst. Die Bachsohle ist mit einer Breite von etwa 0,80 m viel zu schmal dimensioniert. Abschnittsweise existiert sogar ein beidseitiges Mauerwerk. Es gibt zahlreiche RW-Einleitungen und Drainagen, die in den Bach münden. Lediglich auf den obersten 20 Fließmetern weist das Gewässer noch ein annähernd naturnahes Gewässerprofil auf. Hier stocken zwei standorttypische Schwarzerlen und Kopfweiden. Im Gegensatz dazu ist das talwärtige Bachumfeld nahezu ausgeräumt. Das angrenzende Gartenland der Wohnhäuser nach Osten wird intensiv gepflegt und die wenigen Ziergehölze stehen in größerer Entfernung zum Bach. Auf der gegenüberliegenden Seite grenzen eine Weihnachtsbaumkultur, ein Acker und eine Pferdekoppel unmittelbar an den Bach.
Die Gewässerufer bestehen vorwiegend aus Mauern, die keinerlei Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten. Lediglich vereinzelte Hochstauden und Gräser säumen den gehölzfreien Bachlauf an der Böschungs- bzw. Mauerkrone. Auf der viel zu schmalen Bachsohle können sich keinerlei natürliche Gewässerstrukturen entwickeln. Stattdessen bestimmen Bauschutt und andere Fremdkörper die Gewässermorphologie. Folglich finden in diesem Abschnitt gewässertypische Bachorganismen keinen geeigneten Lebensraum mehr. Das kompakte Abflussprofil führt selbst nach Starkregen zu bordvollen Abflüssen mit hohen hydraulischen Kräften. Folglich bewegt sich die Hochwasserwelle schnell talwärts. Das Gelände steigt nach Westen hin deutlich an. Dementsprechend muss die frühere Primäraue in etwa im westlichen Areal der angrenzenden Gartengrundstücke existiert haben.
Abb. 1: Ausschnitt aus der Plangenehmigung.
Bild 2 (September 2015): Blick Bach abwärts auf die beidseitige Ufermauer. Das Bachbett ist mit einer Breite von etwa 80 cm viel zu klein dimensioniert. Auf der linken Seite grenzen die intensiv gepflegten Gartengrundstücke der Anlieger unmittelbar an den Bach.
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Wesentliches Ziel der umfangreichen Erdbaumaßnahme ist die Wiederherstellung einer naturnahen Auenlandschaft innerhalb eines Entwicklungskorridors von etwa 12 m. Dazu bedarf es zu Beginn des kompletten Rückbaues der massiven Ufermauern. Erst im Anschluss daran beginnt die Modellierung einer Sekundäraue und eines leicht geschwungenen Bachlaufes auf höherem Sohlniveau.
Bereits im Vorfeld fanden mit den drei Grundstückseigentümern auf der westlichen Seite erfolgreiche Grunderwerbsverhandlungen Seitens der Stadt Bad Oeynhausen statt. Schließlich ist vorgesehen einen ausreichend breiten Gewässerkorridor in öffentliches Eigentum zu überführen. In der zuvor erworbenen Fläche soll die eigendynamische Gewässerauenentwicklung frei ablaufen können. Nachdem die ersten Ortstermine mit den übrigen Anliegern ebenfalls auf ein positives Echo stießen, erfolgte die Ausarbeitung einer erforderlichen wasserrechtlichen Plangenehmigung nach § 68 Wasserhaushaltsgesetz (WHG).
Zu Beginn der umfangreichen Erd- und Abrissarbeiten wurde das Baufeld hergerichtet. Durch den Einsatz eines 9 to. Kettenbaggers konnten die massiven Mauern aus dem Bachbett komplett entfernt werden. Ein hydraulischer Stemmhammer zertrümmerte die teils sehr massiven Mauerfragmente zu kleineren Brocken. Diese konnten anschließend fachgerecht als Bauschutt entsorgt werden. Insgesamt füllte die Baukolonne 12 Mulden mit jeweils 5 m³ Inhalt. Erst danach begann die Modellierung einer Sekundäraue nach Westen und Süden. Höhenmäßig liegt die Zweitaue etwa 50 cm unter dem Niveau der angrenzenden Rasenflächen nach Osten. Der anfallende Boden wurde zu einer Längsmiete weiter talwärts aufgesetzt. Dazu übernahmen anfangs zwei Radlader den Bodentransport. Aus Platzmangel wurde die Gesamtstrecke von 120 m in sechs kleine Bauabschnitte eingeteilt. Die Segmente entsprachen in etwa der Grundstücksbreite der gegenüberliegenden Privatparzellen.
Modelliert wurden eine etwa 12 m breite Sekundäraue als auch eine Talböschung nach Westen mit einer Neigung von ca. 1:1,5. Erst danach begann die Ausformung eines breiten und flachen Bachbettes. Der Verlauf ist leicht geschwungen. Die vorhandenen Einleitungen wurden in einem spitzen Winkel optimal an die Gewässerbögen anschlossen. Einzelne kleine Bachabschnitte blieben insbesondere im unteren Gewässerabschnitt aus Platzgründen erhalten. Mit Senkfaschinen und Bruchsteinen wurden kleine Höhenunterschiede auf der Sohle kompensiert. Nach Fertigstellung der Wasserbaumaßnahme läuft der Bach in einem leicht geschwungen Verlauf durch die schmale Zweitaue.
Nach Abschluss der umfangreichen Erdarbeiten erfolgte die Einsaat der Talböschungen und Bachaue. Dazu wurden Grassamen mit einer Kräutermischung ausgebracht. In enger Absprache mit den Bachanliegern erfolgte im Herbst noch die Pflanzung standorttypischer Gehölze in kleinen Gruppen.
Bild 3 (April 2016): Im ersten Arbeitsschritt erfolgte der komplette Rückbau der Ufermauern. Die steile Böschung am rechten Talrand wurde für den anschließenden Abtransport von Bauschutt und Boden bereits grob hergerichtet.
Bild 4 (April 2016): Hier hat man eine Vorstellung darüber, wie massiv der Bach eingefasst war. Neben den Ufermauern wurden vereinzelte Treppenanlagen beseitigt.
Bild 5 (Mai 2016): Im ersten Segment wurde der Bach bereits von der Grundstücksgrenze abgerückt. Man kann erahnen, dass die neue Gewässersohle merklich höher liegt. Im Übergangsbereich zum bestehenden Bachabschnitt wurden Wasserbausteine und Senkfaschinen eingebaut.
Bild 6 (Mai 2016): Blick Bach abwärts auf den leicht geschwungenen Bachlauf in der zuvor modellierten Zweitaue.
Bild 7 (Mai 2016): Für den nächsten Abschnitt wird mangels Platzbedarf bereits ein schmales Gerinne für die Wasserhaltung hergestellt, das hinterher zu einem Bachbett verbreitert wird.
Bild 8 (Mai 2016): Die gleiche Stelle etwa 30 Minuten später. Bindiger Boden wird von oben nach unten in das alte Bachbett eingebaut und ausreichend verdichtet. Danach erfolgt die Modellierung eines Bachbettes.
Bild 9 (Juni 2016): Nach den ergiebigen Regenfällen im Juni kam es auf einer etwa 15 m langen Strecke plötzlich zum Grundbruch. Der Böschungsfuß wurde durch die instabile Lagerung von anstehendem Schluff und Beimengungen aus anthropogenen Unrat bei den hohen eindringenden Wassermassen zu einer weich breiigen Konsistenz.
Bild 10 (Juli 2016): Zur Stabilisierung der angeschnittenen Talböschung wurden kokosummantelte Drainagen (DN 100) in einem Halbkreis verlegt. Zusätzlichen Halt geben zwei längs zum Hang verlaufende Faschinenstränge aus Weiden.
Bild 11 (Juli 2016): Mehr als die halbe Strecke ist bereits fertig gestellt. Tief liegende RW-Einleitungen wurden diagonal angeschlossen (vorne rechts im Bild). Höher liegende Leitungen entwässern über die Sekundäraue (Bildmitte).
Bild 12 (Juli 2016): Der Abtrag und die Entsorgung des anfallenden Bodens liefen endlich an. Insgesamt wurden etwa 1.250 m³ Boden abgefahren.
Bild 13 (August 2016): Blick gegen die Fließrichtung auf die umfangreichen Geländearbeiten. Im Kurvenbereich zum angrenzenden Privatgelände wurde eine Berme angelegt.
Bild 14 (August 2016): Blick talwärts auf den bereits abgeschlossenen Westabschnitt. Neben der bereits erfolgten Einsaat mit Gräsern und Wildkräutern wurden weitere Weidenpflöcke in die untere Talböschung getrieben.
Bild 15 (August 2016): Blick talwärts auf den südlichen Abschnitt bis zur Straße „Fesselgrund“. Hier beläuft sich die Breite vom Gewässerkorridor lediglich auf etwa 8 m.
Bild 16 (August 2016): Blick gegen die Fließrichtung nach Westen. Zwei vorherige kurze Bachabschnitte mussten mangels Platzbedarf erhalten bleiben.
Bild 17 (September 2016): Inzwischen ist die Kräuter-Grasmischung aufgegangen und die ersten Weidenpflöcke sind bereits ausgetrieben.
Bild 18 (Mai 2017): Blick gegen die Fließrichtung auf den leicht geschwungenen Gewässerlauf. Durch die veränderte Bettmorphologie hat sich ein vielfältiges Strömungsmuster eingestellt, dass wiederum zur Ausbildung sich ständig veränderter natürlicher Gewässerstrukturen führt.