Borstenbach, OT Oberbecksen, Bekweg/ Amtshausberger Weg: Verlegung des Baches
Kommune:
Stadt Bad Oeynhausen, OT Oberbecksen zwischen Bekweg und Amtshausberger Weg
Gewässer:
Borstenbach, Gewässerkennzahl (GWK) 45992 und Gewässerstationierung 4+490 – 4+600
Verlegung des Baches weg von der Straße in die angrenzende Niederung. Zuvor musste im oberen Talabschnitt eine Sekundäraue ausgekoffert werden. Bei der Renaturierung des Borstenbaches wurde ein flaches Gewässerprofil mit variierenden Bettbreiten und Uferneigungen modelliert. Wesentliches Ziel der wasserbaulichen Maßnahme ist die Reaktivierung eigendynamischer Prozesse im selten gewordenen Ökosystem Bachaue.
Durchführung:
September 2014 bis Juli 2015
Bild 1 (Juli 2015): Blick talwärts auf das breite und flache Gewässerbett. Der Geschiebetrieb im Borstenbach ist sehr hoch.
Der Borstenbach verläuft innerhalb des Naturschutzgebietes „Borstenbachtal“ auf weite Strecken unmittelbar parallel der Straße „Fuchsgrund“. In der Projektion beträgt der Abstand zwischen der Böschungsoberkante des Baches und der Straße stellenweise lediglich wenige Dezimeter. Eine natürlich ablaufende Gewässerentwicklung mit typischer Breitenerosion wird durch wiederkehrende Unterhaltungsarbeiten aus dem Straßenbau stets zunichte gemacht.
Der überwiegend gestreckte Verlauf hat inzwischen ein sehr kompaktes Gewässerprofil ausgebildet. Infolgedessen kommt es bei erhöhten Abflüssen nur noch selten zu Ausuferungen in die angrenzende Niederung. Dabei bewegt sich ein sog. Hochwasserschlauch schnell talwärts und führt in besiedelten Gebieten zu großräumigen Überflutungen mit daraus resultierenden volkswirtschaftlichen Schäden. Für das Bachbett führen derartige Abflüsse zu starkem hydraulischen Stress, was das Abdriften von Bachorganismen zur Folge hat. In einer naturnahen Bachaue wird ein großer Teil des Abflusses über die Niederung erfolgen und das Biotop Bach wesentlich entlasten. Im südlichen Abschnitt hat die einst tief liegende Fläche seinen früheren Niederungscharakter verloren. Um durchschnittlich 1,50 m wurde die Fläche zwischenzeitig aufgefüllt, so dass typische Pflanzen- und Tiergemeinschaften nicht mehr vorkommen.
Neben dem Fließgewässer sind in diesem Planungsabschnitt noch zwei Teiche vorhanden, die quer zum Talverlauf liegen. Die Stillgewässer weisen sehr steile Böschungen mit einer Neigung von etwa 1:0,5 auf, so dass sie bspw. für Amphibien nicht so sehr geeignet erscheinen. Die gerade für Amphibien erforderlichen Wasserwechselzonen fehlen gänzlich. Zudem säumen zahlreiche Laubbäume die beiden Teiche, so dass der fehlende Lichteinfall den Entwicklungsprozess bei Amphibien verzögert.Bild 2 (Oktober 2011): Blick gegen die Fließrichtung auf den abschnittsweise sehr schmalen Raum zwischen Bach und Straße.
Abb. 1: Ausschnitt aus der Plangenehmigung mit nordöstlichen und südwestlichen Abschnitt
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Zur Reaktivierung der Auendynamik ist beabsichtigt, die zwischenzeitig aufgehöhte Niederung abschnittsweise um bis zu 1,50 m zu vertiefen. Um den Bach in einem ausreichend großen Abstand zur Straße zu positionieren, musste zudem der westliche Teich um die Hälfte seiner Wasserfläche verkleinert werden. Ganz wesentlich ist, dass die Umsetzung der Erdbaumaßnahme in den Wintermonaten erfolgte. Damit konnten mögliche Beeinträchtigungen bei den Vogelbruten und den Entwicklungsstadien bei den Amphibien ausgeschlossen werden.
Gemäß Planung ist der neue Bachlauf östlich vom Galeriewald vorgesehen. Dazu wurde ein leicht geschwungener Bach mit flachem Bett und variierenden Uferböschungen angelegt. Im unteren Niederungsabschnitt wurden die vorhandenen kleinen Gewässerbögen zur Straße hin auf die gegenüberliegende Seite zur Wiese hin verlegt. Zwei kurze Bachabschnitte wurden bewusst an den neuen Verlauf angeschlossen. So konnten natürlich vorhandene Gewässerstrukturen erhalten und eine Wiederbesiedlung beschleunigt werden.
Überschüssiger Boden wurde zu einer Längsmiete aufgesetzt und anschließend durch eine Tiefbaufirma abgefahren und entsorgt. Zur Erhöhung der Strukturvielfalt wurden noch ausgewählte Baumstämme in das Bachbett eingebracht. Neben dem Auskämmen von Getreibsel und Diasporen tragen sie bei Hochwasser zu einer Erhöhung der zwischenzeitlich höheren Wasserstände in der Aue bei. Bei einer sog. fließenden Retention wird reichlich Wasser zwischengespeichert und dämpft so den Hochwasserscheitel. Daneben wirken bei erhöhten Abflüssen zukünftig die hydraulischen Kräfte nicht mehr so stark auf das Gewässerbett. Die Folgen einer Sohlerosion und die Verdriftung von Kleinstlebewesen werden merklich abgemildert. Nach Abschluss der Erdarbeiten erfolgte stellenweise die Pflanzung standorttypischer Bäume und Sträucher.Bild 3 (September 2014): Zunächst wurde das Baufeld hergerichtet. Der Bach verläuft im Unterwasser vom Straßendurchlass entlang einer Mauer in einer scharfen Kurve.