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Maßnahmen

Bad Oeynhausen

Borstenbach, OT Hueffe, Bachstraße: Verlegung des Baches

Kommune:
Stadt Bad Oeynhausen, OT Hüffe, westlich der Bachstraße

Gewässer:
Borstenbach, Gewässerkennzahl (GWK) 45992 und Gewässerstationierung 3+050 – 3+220

Art der Maßnahme:
Verlegung des Baches weg von der Straße in die angrenzende Niederung. Im nördlichen Planungsabschnitt musste zuvor eine Sekundäraue ausgekoffert werden. Das flache Gewässerprofil weist unregelmäßige Bettbreiten und Uferneigungen auf. Dabei liegt es lediglich 30 cm unter Geländeniveau. Wesentliches Ziel der wasserbaulichen Maßnahme ist die Reaktivierung eigendynamischer Prozesse im selten gewordenen Ökosystem Bachaue.

Durchführung:
Januar 2014 bis August 2015

BOR-2015-bachstr-verlegung 01Bild 1 (April 2015): Bei einem erhöhten Abfluss im Frühjahr wird die erst kürzlich modellierte Bachaue großräumig überflutet. Dabei kommt es zu der gewünschten Wechselwirkung zwischen Bach und Aue und den damit einhergehenden eigendynamischen Prozessen.
 
Einleitung:

Nordwestlich der BAB 30 verläuft der Borstenbach unmittelbar parallel der Bachstraße. Dabei beträgt der Abstand zwischen der Böschungsoberkante des Baches und der Straße stellenweise nur wenige Dezimeter. Infolgedessen werden natürliche Uferabbrüche innerhalb kürzester Zeit durch den Straßenbau mit Beton und/ oder Steinschüttungen stabilisiert. Nur so ist die Sicherheit auf der Straße weiterhin gewährleistet. Da die natürlich auftretende Breitenerosion in Form einer Pendelbewegung stets zunichte gemacht wird, wirken die hydraulischen Kräfte nun vermehrt auf die Bachsohle. Dabei kam es zu einer deutlichen Tiefenerosion mit weitreichenden Folgen für das Ökosystem „Bach“. Im Laufe der Zeit bildet sich nämlich ein sehr kompaktes Abflussprofil aus. Dieses führt bereits mittlere Hochwasser bordvoll ab und befördert es schnell talwärts. Insbesondere in Siedlungsbereichen kommt es dann an Abflussengpässen schnell zu großräumigen Überflutungen. Und aus Sicht des Naturschutzes werden die speziell an wiederkehrende Überschwemmungen angepassten Tier- und Pflanzengemeinschaften in den Gewässerauen weiter dezimiert.

BOR-2015-bachstr-verlegung 02Bild 2 (Januar 2014): Blick in Fließrichtung auf das sehr kompakte Gewässerbett, das durchschnittlich 3 m tiefer als die Straße liegt. Zwischen Bach und angrenzender Straße liegen in der Projektion lediglich wenige Dezimeter, so dass die Böschungen mittlerweile sehr steil sind.
 
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Abb. 1: Ausschnitt aus der Plangenehmigung

Ziel und Umsetzung der Maßnahme:

Zur Reaktivierung der Auendynamik ist beabsichtigt, den Borstenbach vom rechten Talrand nahe der Straße abzurücken und in die westliche Niederung zu verlegen. Dazu wurde zunächst das Baufeld hergerichtet, um eine geschwungene Bachtrasse abzustecken. Dazu mussten im oberen Abschnitt lediglich kleine Bäume (sog. Stangenholz) gerodet werden. Im Gegensatz dazu wurde im unteren Talabschnitt die Wiese frei gemäht und das nach Westen hin ansteigende Gelände um durchschnittlich 0,50 m abgetragen. Erst danach konnte ein flaches und breites Bachbett ausgekoffert werden. Auf ein Feinplanum wurde bewusst verzichtet, um ein unregelmäßiges Gewässerprofil zu erhalten. Da das Gelände nach Westen hin allmählich ansteigt, konnten typische Prall- bzw. Steilhänge grob modelliert werden. Der anfallende Boden wurde größtenteils für die Verfüllung des alten Bachlaufes mit nunmehr breit ausgeformter Böschung zur Straße hin verwendet. Auf den letzten Metern wurde ein schmaler Graben für die Abführung von einleitendem Regenwasser im alten Bachbett erhalten. Ein kleiner Anteil Boden konnte noch an die westliche Talböschung einplaniert werden. Eine Tiefbaufirma übernahm schließlich den Abtransport von überschüssigem Boden.

Um den Gefällesprung zwischen alten und neuen Bachabschnitt zu kompensieren, wurde eine raue Sohlgleite hergestellt. Zur Erhöhung der Strukturvielfalt wurden zusätzlich Baumstämme in das Bachbett eingebaut. Die Fixierung erfolgte per Erdanker und Edelstahldraht. So wird ein plötzliches Abschwemmen der Stämme verhindert. Schließlich liegt am Ende der renaturierten Strecke bereits das erste hydraulische Nadelöhr. Ein altes Gartenhaus reicht von Westen aus bis an die Böschungsoberkante vom Bach heran. Nach Abschluss der Erdarbeiten wurden noch zahlreiche standorttypische Bäume und Sträucher gepflanzt.

BOR-2015-bachstr-verlegung 04Bild 3 (Juli 2014): Für die neue Bachtrasse mussten lediglich kleinere Bäume (Stangenholz) gefällt werden.
 
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Bild 4 (August 2014): Auf Höhe vom Nivelliergerät beginnt die raue Sohlgleite, die in einen spitzen Winkel an den bestehenden Borstenbachabschnitt anschließt.
 
BOR-2015-bachstr-verlegung 06Bild 5 (August 2014): Blick gegen das Talgefälle auf die geplante raue Sohlgleite. Die Pflöcke werden als Widerlager in den Untergrund getrieben.
 
BOR-2015-bachstr-verlegung 07Bild 6 (September 2014): Mittlerweile strömt das Bachwasser durch das neue Gewässerbett. Das Sohlsubstrat aus dem alten Bachbett wurde vor der Verfüllung in das neue Gerinne eingebracht.
 
BOR-2015-bachstr-verlegung 08Bild 7 (Oktober 2014): An dieser Stelle hat man eine Vorstellung davon, wie hoch zuvor das Gelände im unteren Planungsabschnitt war: junge Stieleiche in Insellage.
 
BOR-2015-bachstr-verlegung 09Bild 8 (November 2014): Mittlerweile strömt das Bachwasser über die raue Sohlgleite und gelangt dann in den alten Bachabschnitt nahe der Straße. Auf der linken Seite wurde eine Verwallung zum Privathaus modelliert.
 
BOR-2015-bachstr-verlegung 10Bild 9 (April 2015): Blick Bach aufwärts auf die großflächig überströmte Bachaue. Das Gelände stieg vorher von links nach rechts deutlich an. Das alte Bachbett liegt hinter den größeren Bäumen (links oben) und wurde bis auf Geländeniveau verfüllt.
 
BOR-2015-bachstr-verlegung 11Bild 10 (April 2015): Durch den hohen Gehölzanteil im Einzugsgebiet wird reichlich Astwerk und Getreibsel talwärts befördert. An den eingebrachten Stämmen wird das Treibgut fixiert, so dass vorhandene Diasporen und mitgeführte Tiere hier neu einwandern können.
 
BOR-2015-bachstr-verlegung 12Bild 11 (Mai 2015): Blick Bach aufwärts auf das sehr breite und flach im Gelände liegende Gewässerbett. Seitdem sind Ausuferungen schon bei leicht erhöhten Wasserständen möglich. Inzwischen hat sich eine Längsbank ausgebildet.
 
BOR-2015-bachstr-verlegung 13Bild 12 (Mai 2015): An dieser Stelle wurde bspw. ein Baumstamm mit zwei Erdankern fixiert, der Treibgut zurück halt. Dahinter wurde die Lehmbank erodiert und es hat sich bereits ein Tiefenkolk ausgebildet.
 
BOR-2015-bachstr-verlegung 14Bild 13 (August 2015): An dieser Stelle hat sich binnen eines Jahres ein typischer Prallhang ausgebildet. Die beiden Baumstämme wurden auf der gegenüberliegenden Seite fixiert und lenken den Stromstrich ab.
 
BOR-2015-bachstr-verlegung 15Bild 14 (August 2015): Typische Gewässerstrukturen haben sich im neuen Bachbett sehr schnell herausgebildet.