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Maßnahmen

Bad Oeynhausen

Ziegenbach, Bergstraße: Bachverlegung in neue Sekundäraue

Kommune:
Stadt Bad Oeynhausen, zwischen Bergstraße und Arndtstraße

Gewässer:
Ziegenbach, Gewässersystem Borstenbach, Gewässerstationierung 1+350 - 1+630

Art der Maßnahme:
Verlegung des gestreckten und tief im Gelände eingeschnittenen Baches weg von der Bebauung in eine zuvor ausgekofferte Sekundäraue. Herstellung eines leicht geschwungenen Bachlaufes mit flacher, unregelmäßiger Gewässersohle und -ufer.

zie 2014 01Bild 1 (November 2013): Blick Bach abwärts auf die versetzte Bogenbrücke und den erst kürzlich modellierten Bachlauf.
 
Einleitung:

Zwischen Bergstraße und Arndtstraße verläuft der Ziegenbach unmittelbar am Böschungsfuß der angrenzenden Siedlung. Die Ufer hat der Bach sukzessive unterspült, so dass sie von den Anliegern mit Bauschutt und anderen Fremdkörpern fixiert wurden. Auf der gegenüberliegenden Seite grenzt ein kleiner Park mit Spielgeräten an den Bach. Über einen kleinen Fußweg gelangt man in Richtung Parkanlage zu einer Bogenbrücke, die einen eingefassten Bachabschnitt überquert.

Der Mittelgebirgsbach hat im Laufe der Zeit ein sehr kompaktes, unnatürliches Gewässerbett ausgebildet. Durch die damalige Begradigung hat sich die Lauflänge deutlich verkürzt. Aufgrund des höheren Gefälles hat sich eine signifikante Sohlerosion eingestellt. Inzwischen liegt die Bachsohle abschnittsweise mehr als 2 m unter Geländeniveau. Parallel dazu rutschten die Böschungen sukzessive nach und wurden abgeschwemmt. Infolgedessen bildete sich ein größeres Gewässerprofil aus. Daraus resultiert, dass sich bei Hochwasser nahezu der komplette Wasserabfluss im Bachbett konzentriert. Dieser sog. Hochwasserschlauch bewegt sich dann schnell talwärts und führt hier zu einem erhöhten Überflutungsrisiko im dichter besiedelten Unterlauf. Für die im Bach lebenden Tiere und Pflanzen bedeuten derartige Hochwasserereignisse hydraulischen Stress, da die Hochwasserwelle vieles mitreißt und fortspült. Durch die ausbleibenden, natürlichen  Überschwemmungen in der Niederung findet nunmehr zwischen Bach und Aue keine räumlich funktionale Wechselwirkung mehr statt. Für derartig selten gewordene Lebensräume existieren die typischen Tier- und Pflanzengemeinschaften seitdem nicht mehr oder nur noch in kleinsten Beständen.

Neben der signifikant erhöhten Hochwassergefahr birgt der sehr tief im Gelände befindliche Bach für den Menschen ein unmittelbar erhöhtes Gefahrenpotential. Mehrfach wurde bereits berichtet, dass spielende Kinder die nahezu senkrechten Böschungen bis etwa 2m runter auf die Bachsohle abrutschten. Zudem sind die Ufer abschnittsweise mit harten und kantigen Fremdkörpern fixiert worden, was die Verletzungsgefahr weiter erhöht.

zie 2014 02Bild 2 (Januar 2013): Blick Bach aufwärts entlang der mit Bauschutt fixierten Ufer. Das Gewässer liegt abschnittsweise bis zu 2 m tief im Gelände.
 
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Bild 3 (Januar 2013): Das Bachbett auf der Höher der Bogenbrücke ist komplett eingefasst und unterhalb hat sich ein kleiner Sohlabsturz eingestellt.
 
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:

Wesentliches Ziel der wasserbaulichen Maßnahme ist die Reaktivierung der dynamischen Prozesse zwischen Bach und Aue. Dazu ist beabsichtigt, den Ziegenbach weg von der Bebauung nach Süden in Richtung Parkanlage zu verlegen. Zunächst soll eine Zweitaue auf niedrigerem Niveau mit einer durchschnittlichen Breite von 10 m hergestellt werden. Hier soll der naturnah gestaltete Bach zukünftig mittig fließen und die für Tiere und Pflanzen wichtigen dynamischen Entwicklungen ablaufen. Im Vorfeld hat die Stadt Bad Oeynhausen bereits entsprechend Grunderwerb getätigt, um einen bis zu 12 m breiten Gewässerkorridor zu sichern.

Bevor der Bach jedoch verlegt wird, übernimmt eine Tiefbaufirma die Auskofferung einer bis zu 10 m breiten und etwa 1 m tiefen Sekundäraue. Der größte Teil vom Bodenaushub wird aus dem Plangebiet abgefahren und ordnungsgemäß entsorgt. Ein etwa 1,50 m breiter Streifen entlang des Bachlaufes bleibt vorerst bestehen. Anschließend wird der wilde Uferverbau aus dem Fließgewässer beseitigt und fachgerecht entsorgt. Durch die geplante Bachverlegung wird auch die Bogenbrücke versetzt und auf zwei kurze Gabionenstränge fixiert. Erst im Anschluss wird das neue Bachbett für das Mittelgebirgsgewässer ausgehoben. Das unregelmäßig modellierte Gewässerprofil vom Ziegenbach ist etwa 1,20 m breit und 0,30 m tief. Der zukünftige Verlauf ist leicht geschwungen. Der anfallende Boden wird zusammen mit dem vorerst verbleibenden Bodenkörper seitlich zwischengelagert. Er dient hinterher für die Verfüllung des alten Bachbettes bis auf das nivellierte Geländeniveau der Sekundäraue. Letztendlich entsteht so ein bis zu 12 m breiter Auenkorridor. Zuvor in den Bach einmündende Regenwasserrohre wurden selbstverständlich verlängert und an das neue Bachbett angeschlossen. Um den Gefällesprung bis runter auf die vorhandene Bachsohle im Durchlass zu kompensieren wird eine raue Sohlgleite gebaut.

Nach Abschluss der Erdarbeiten wird der Rohboden mit einer extensiven Grasmischung eingesät und zahlreiche Bäume und Sträucher gepflanzt.

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Abb. 1: Planwerk aus dem Genehmigungsantrag nach § 68 WHG.

wul-am-moorbad-4Bild 4 (Juli 2013): Eine Tiefbaufirma hat eine bis zu 1 m tiefe Sekundäraue ausgekoffert. Auf der rechten Seite ist ein schmaler Bodenkörper zu sehen, hinter dem das alte Bachbett liegt.
 
wul-am-moorbad-5Bild 5 (Juli 2013): Auf diesem Foto hat man eine Vorstellung davon, wie tief der alte Bach im Gelände liegt. Zwischen dem alten Gewässerbett und der 1 m tief ausgekofferten Sekundäraue gibt es noch eine Höhendifferenz von etwa 1 m!
 
wul-am-moorbad-6Bild 6 (August 2013): Das neue Bachbett wird zunächst nur mit halber Sohlbreite ausgekoffert und erst nach Verfüllung des alten Bachbettes auf die durchschnittliche Breite von 1,20 m gebracht.
 
wul-am-moorbad-7Bild 7 (August 2013): An dieser Stelle werden zwei kurze Gabionenstränge als Auflager für die versetzte Bogenbrücke errichtet.
 
wul-am-moorbad-8Bild 8 (September 2013): Mittlerweile steht die Bogenbrücke und entlang der neuen Wegeachse wird eine leichte Verwallung für den Fußweg angelegt.
 
wul-am-moorbad-9Bild 9 (September 2013): Nach der Umleitung des Baches in den renaturierten Gewässerabschnitt fließt das Wasser durch das neue Bachbett. Die Verfüllung des alten Bachbettes erfolgt selbstverständlich von oben nach unten. Auf der rechten Seite war zuvor das alte Bachbett u.a. mit der Bogenbrücke.
 
wul-am-moorbad-10Bild 10 (September 2013): Blick talwärts auf die sehr gewissenhaft laufenden Erdarbeiten.
 
wul-am-moorbad-11Bild 11 (September 2013): Nach der Umleitung des Baches wird das neue Bachbett auf das anvisierte Maß verbreitert. Der anfallende Boden wird dann zusammen mit der stehen gebliebenen Mittelböschung in das alte Bachbett eingebaut und ausreichend verdichtet.
 
wul-am-moorbad-12Bild 12 (September 2013): Im oberen Abschnitt ist die Sekundäraue bereits auf ein ebenes Niveau modelliert. Zuvor verlief der Bach unmittelbar entlang der Einfriedigung von den Wohnhäusern (rechte Seite). Nun fließt der leicht geschwungene Bach in einem breiten und flachen Gewässerprofil talwärts.
 
wul-am-moorbad-13Bild 13 (Oktober 2013): Blick Bach aufwärts vom Wegedurchlass auf die modellierte Niederung und dem neuen Gewässerlauf. Der vorherige Sohlabsturz oberhalb des Durchlasses wurde durch eine raue Sohlgleite (im Bildvordergrund) kompensiert.
 
wul-am-moorbad-14Bild 14 (November 2013): Blick talwärts auf den leicht geschwungenen Bach in der tiefer liegenden Sekundäraue. Die Gehölze wurden mittlerweile gepflanzt und der Bretterzaun als Abgrenzung zur angrenzenden Parkanlage wurde aufgestellt.
 
wul-am-moorbad-15Bild 15 (November 2013): Blick Bach aufwärts auf die mittlerweile eingegrünte Talung. Ein kleines Tor wurde im Bretterzaun für den Zugang zum Bach eingesetzt.