Ziegenbach, Bergstraße: Bachverlegung in neue Sekundäraue
Kommune:
Stadt Bad Oeynhausen, zwischen Bergstraße und Arndtstraße
Gewässer:
Ziegenbach, Gewässersystem Borstenbach, Gewässerstationierung 1+350 - 1+630
Verlegung des gestreckten und tief im Gelände eingeschnittenen Baches weg von der Bebauung in eine zuvor ausgekofferte Sekundäraue. Herstellung eines leicht geschwungenen Bachlaufes mit flacher, unregelmäßiger Gewässersohle und -ufer.
Bild 1 (November 2013): Blick Bach abwärts auf die versetzte Bogenbrücke und den erst kürzlich modellierten Bachlauf.
Zwischen Bergstraße und Arndtstraße verläuft der Ziegenbach unmittelbar am Böschungsfuß der angrenzenden Siedlung. Die Ufer hat der Bach sukzessive unterspült, so dass sie von den Anliegern mit Bauschutt und anderen Fremdkörpern fixiert wurden. Auf der gegenüberliegenden Seite grenzt ein kleiner Park mit Spielgeräten an den Bach. Über einen kleinen Fußweg gelangt man in Richtung Parkanlage zu einer Bogenbrücke, die einen eingefassten Bachabschnitt überquert.
Der Mittelgebirgsbach hat im Laufe der Zeit ein sehr kompaktes, unnatürliches Gewässerbett ausgebildet. Durch die damalige Begradigung hat sich die Lauflänge deutlich verkürzt. Aufgrund des höheren Gefälles hat sich eine signifikante Sohlerosion eingestellt. Inzwischen liegt die Bachsohle abschnittsweise mehr als 2 m unter Geländeniveau. Parallel dazu rutschten die Böschungen sukzessive nach und wurden abgeschwemmt. Infolgedessen bildete sich ein größeres Gewässerprofil aus. Daraus resultiert, dass sich bei Hochwasser nahezu der komplette Wasserabfluss im Bachbett konzentriert. Dieser sog. Hochwasserschlauch bewegt sich dann schnell talwärts und führt hier zu einem erhöhten Überflutungsrisiko im dichter besiedelten Unterlauf. Für die im Bach lebenden Tiere und Pflanzen bedeuten derartige Hochwasserereignisse hydraulischen Stress, da die Hochwasserwelle vieles mitreißt und fortspült. Durch die ausbleibenden, natürlichen Überschwemmungen in der Niederung findet nunmehr zwischen Bach und Aue keine räumlich funktionale Wechselwirkung mehr statt. Für derartig selten gewordene Lebensräume existieren die typischen Tier- und Pflanzengemeinschaften seitdem nicht mehr oder nur noch in kleinsten Beständen.
Neben der signifikant erhöhten Hochwassergefahr birgt der sehr tief im Gelände befindliche Bach für den Menschen ein unmittelbar erhöhtes Gefahrenpotential. Mehrfach wurde bereits berichtet, dass spielende Kinder die nahezu senkrechten Böschungen bis etwa 2m runter auf die Bachsohle abrutschten. Zudem sind die Ufer abschnittsweise mit harten und kantigen Fremdkörpern fixiert worden, was die Verletzungsgefahr weiter erhöht.Bild 2 (Januar 2013): Blick Bach aufwärts entlang der mit Bauschutt fixierten Ufer. Das Gewässer liegt abschnittsweise bis zu 2 m tief im Gelände.
Wesentliches Ziel der wasserbaulichen Maßnahme ist die Reaktivierung der dynamischen Prozesse zwischen Bach und Aue. Dazu ist beabsichtigt, den Ziegenbach weg von der Bebauung nach Süden in Richtung Parkanlage zu verlegen. Zunächst soll eine Zweitaue auf niedrigerem Niveau mit einer durchschnittlichen Breite von 10 m hergestellt werden. Hier soll der naturnah gestaltete Bach zukünftig mittig fließen und die für Tiere und Pflanzen wichtigen dynamischen Entwicklungen ablaufen. Im Vorfeld hat die Stadt Bad Oeynhausen bereits entsprechend Grunderwerb getätigt, um einen bis zu 12 m breiten Gewässerkorridor zu sichern.
Bevor der Bach jedoch verlegt wird, übernimmt eine Tiefbaufirma die Auskofferung einer bis zu 10 m breiten und etwa 1 m tiefen Sekundäraue. Der größte Teil vom Bodenaushub wird aus dem Plangebiet abgefahren und ordnungsgemäß entsorgt. Ein etwa 1,50 m breiter Streifen entlang des Bachlaufes bleibt vorerst bestehen. Anschließend wird der wilde Uferverbau aus dem Fließgewässer beseitigt und fachgerecht entsorgt. Durch die geplante Bachverlegung wird auch die Bogenbrücke versetzt und auf zwei kurze Gabionenstränge fixiert. Erst im Anschluss wird das neue Bachbett für das Mittelgebirgsgewässer ausgehoben. Das unregelmäßig modellierte Gewässerprofil vom Ziegenbach ist etwa 1,20 m breit und 0,30 m tief. Der zukünftige Verlauf ist leicht geschwungen. Der anfallende Boden wird zusammen mit dem vorerst verbleibenden Bodenkörper seitlich zwischengelagert. Er dient hinterher für die Verfüllung des alten Bachbettes bis auf das nivellierte Geländeniveau der Sekundäraue. Letztendlich entsteht so ein bis zu 12 m breiter Auenkorridor. Zuvor in den Bach einmündende Regenwasserrohre wurden selbstverständlich verlängert und an das neue Bachbett angeschlossen. Um den Gefällesprung bis runter auf die vorhandene Bachsohle im Durchlass zu kompensieren wird eine raue Sohlgleite gebaut.
Nach Abschluss der Erdarbeiten wird der Rohboden mit einer extensiven Grasmischung eingesät und zahlreiche Bäume und Sträucher gepflanzt.
Bild 4 (Juli 2013): Eine Tiefbaufirma hat eine bis zu 1 m tiefe Sekundäraue ausgekoffert. Auf der rechten Seite ist ein schmaler Bodenkörper zu sehen, hinter dem das alte Bachbett liegt.