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Aktuelles

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„Hier lernt man Leute kennen, die Hilfe brauchen.“

01.08.2024: Diakonisches Werk im Kirchenkreis Herford gGmbH Fachbereich Arbeit

Von der Arbeitsgelegenheit zum Vorarbeiter

Wird Michael Behrendt danach gefragt, warum er weiterhin im Weser Werre Else Projekt arbeiten möchte, sind drei Punkte für ihn ganz zentral: Er kann täglich in der Natur arbeiten, trägt zum Naturschutz bei und er kann andere Menschen aktiv unterstützen, wieder in die Strukturen und Anforderungen einer Beschäftigung hineinzuwachsen. Seit 2017 arbeitet der heute 53 jährige Michael Behrendt im Rahmen des WWE-Projektes beim Diakonischen Werk im Kirchenkreis Herford gGmbH Fachbereich Arbeit und ist inzwischen als Vorarbeiter für eine Arbeitsgruppe mit 7 Personen verantwortlich. Seinen Einstieg ins WWE-Projekt fand er über eine Arbeitsgelegenheit, wechselte 2021 in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und übernahm ab Juli 2023 die Funktion des Vorarbeiters.

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Blickt Herr Behrendt auf seine eigene Erwerbsbiographie zurück, erkennt er viele Herausforderungen wieder, mit denen auch andere Menschen im Projekt konfrontiert sind. Viele Jahre hat er im Gartenlandschaftsbau bei verschiedenen Firmen in der Region gearbeitet. Es lief meist für 2 -3 Jahre richtig gut und dann kamen die Insolvenzen der Betriebe. Immer wieder von vorne anzufangen macht einen mürbe und nach 4 Jahren Erwerbslosigkeit wieder im Arbeitsleben anzukommen ist nicht immer leicht. Die Mitarbeit liefert eine Struktur, Anschluss an ein Team, praxisnahe Qualifizierung und bei Bedarf zusätzliche Unterstützung durch Sozialarbeiter*innen.

Herr Behrendt hat nun die Gelegenheit sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben. In seiner Rolle als Vorarbeiter ist es ihm wichtig, sich anders zu verhalten als Vorgesetzte, die er selbst kennengelernt hat. Sein Anspruch ist es, sich gegenüber anderen menschlich zu zeigen und alle mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten mitzunehmen. In den vergangenen Monaten hat Herr Behrendt gleichzeitig gespürt, dass mit der Rolle des Vorarbeiters auch neue Herausforderungen einhergehen. Zuvor habe er als Kollege auch viel über die privaten Anliegen und Schwierigkeiten anderer Mitarbeitenden gewusst. Mit der neuen Funktion als Vorarbeiter möchte er manches manchmal nicht mehr so genau wissen und macht sich auch Zuhause Gedanken, um das Wohlergehen seiner Arbeitsgruppe. Zugleich sollen aber auch die täglichen Anforderungen und Regeln erfüllt werden und die Arbeitsleistung auf einem angemessenen Niveau verbleiben. Als Vorarbeiter sieht er sich als Ansprechpartner für alle Themen. Wenn es im privaten Bereich Schwierigkeiten gibt wie Verschuldung, Wohnungsgefährdung, Erkrankungen oder bei Antragsverfahren gegenüber dem Jobcenter oder anderen Behörden, belastet dies auch bei der täglichen Arbeit und das eigene Leistungsvermögen. Herr Behrendt beschreibt seine Position als eine Art Filterfunktion: Wenn ihm Mitarbeitende ihre Probleme anvertrauen, kann er aus seinen eigenen Erfahrungen im Projekt heraus andere dazu motivieren die Hilfsangebote über die Sozialarbeiter*innen anzunehmen und mit diesen über Probleme zu sprechen. Neben der unmittelbaren Hilfe, um Teilhabe an Arbeit und Leben wieder zu ermöglichen, ist es in vielerlei Hinsicht die Beschäftigung selbst, welche viele positive Wirkungen entfalten kann. Es gibt wieder eine Struktur und Planbarkeit in der eigenen Woche. Die Menschen erfahren in ihren Teams einen Zusammenhalt und Wertschätzung für ihre Arbeit. Für einige spielt die Tatsache, dass sie aktiv die Gewässerrenaturierung im Kreis Herford voran bringen, eine nachgeordnete Rolle. Aber täglich etwas zu leisten und die Ergebnisse der eigenen Arbeit handfest vor sich zu sehen, gibt vielen Bestätigung und Zufriedenheit zurück.

Michael Behrendt hat seinen Platz gefunden. Er möchte seinen Arbeitsplatz nicht mehr wechseln. Er hat sich einiges an Fachwissen und Arbeitstechniken angeeignet und kann dies nun auch an andere Menschen weitergeben. Er weiß wie schwierig der Einstieg nach längerer Arbeitslosigkeit sein kann und mit welchen Herausforderungen die Menschen im Projekt starten. „Hier lernt man Leute kennen, die Hilfe brauchen.“ Und Michael Behrendt kann nun aktiv dazu beitragen, dass dieses Beschäftigungs- und Renaturierungsprojekt seine volle Wirkung entfaltet.

paul zia 2024

 

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